Unterernährung
Anteil unterernährter Menschen (PoU) weltweit in Prozent. Unterernährung wird von der FAO definiert als „der Zustand eines Individuums, dessen gewohnheitsmäßiger Nahrungsmittelkonsum nicht ausreicht, um im Schnitt die Energiezufuhr zu liefern, die notwendig ist, um ein normales, aktives und gesundes Leben aufrechtzuerhalten“. Die Berechnung des Mindestbedarfs an Nahrungsenergie durch die FAO (globaler Durchschnitt 2019: 1827 kcal) basiert auf demographischen Daten für jedes Land und bezieht Alter, Geschlecht, Gewicht, Größe und körperliche Aktivität der Bevölkerung ein.
Leere Teller und hungrige Bäuche – eine Dauerkrise
Zwischen 2009 und 2019 haben sich der Anteil der unternährten Menschen an der Weltbevölkerung und ihre absolute Zahl nur leicht verringert und seit 2014 ist wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Im Jahr 2019 litten laut dem jüngsten SOFI-Bericht der Welternährungsorganisation FAO fast 690 Millionen Menschen an chronischem Hunger – jeder zehnte Mensch. Diese Zahl liegt weit unter der Schätzung von 821,6 Millionen chronisch hungernden Menschen für das Jahr 2018 in der letzten Ausgabe des Berichts. Das ist vor allem auf eine Überarbeitung der Datengrundlage für China zurückzuführen, auf deren Basis die Zahlen für das Land bis ins Jahr 2000 rückwirkend nach unten korrigiert wurden. Neue Daten zur Bevölkerungszahl, zur Versorgung mit Lebensmitteln und neue Haushaltserhebungen wurden berücksichtigt, wodurch der Anteil der unterernährten Menschen in China auf unter 2,5% sank. Ohne die Überarbeitung hätte der Anteil bei fast 10% gelegen. Angesichts der Tatsache, dass China ein Fünftel der Weltbevölkerung stellt, führte dies auch zu einem starken Rückgang der Gesamtzahl der Hungernden weltweit. Auch wenn man China außer Acht lässt, klettert die Kurve stetig nach oben. Durch die Covid-19-Pandemie könnte allein im Jahr 2020 die Zahl der weltweit Unterernährten um weitere 132 Millionen Menschen ansteigen.
Hinter den globalen Zahlen verbergen sich alarmierende regionale Entwicklungen: Im Jahr 2019 betrug der Anteil der unterernährten Menschen in Subsahara-Afrika 22%, gegenüber 20,3% im Jahr 2014 – ein Anstieg um 46 Millionen Menschen. In Ostafrika waren im Jahr 2019 etwa 27,2% der Bevölkerung unterernährt – 18,8 Millionen Menschen mehr als noch 2014. In absoluten Zahlen leben die meisten unterernährten Menschen der Welt in Asien (381,1 Millionen), gefolgt von Afrika (250,3 Millionen) und Lateinamerika und der Karibik (47,7 Millionen). Die Zahlen zur chronischen Unterernährung beziehen nur diejenigen Personen ein, die regelmäßig keinen Zugang zum erforderlichen Mindestenergiebedarf haben. Weitere 1,25 Milliarden Menschen, die sowohl in reichen als auch in Ländern mit niedrigen Einkommen leben, leiden unter moderater Ernährungsunsicherheit und sind aus Mangel an Geld oder anderen Ressourcen gezwungen, Abstriche bei der Qualität und/oder Menge der Nahrungsmittel zu machen, die sie zu sich nehmen. Am anderen Ende der Skala gab es im Jahr 2019 zudem weltweit 135 Millionen Menschen, die an akutem Hunger litten.
Quellen
1 FAO Food and Agriculture Organization (2020). Food Security Indicators. Access - Prevalence of undernourishment, yearly estimates. Update 13 July 2020.
2 FAO, IFAD, UNICEF, WFP and WHO (2020). The State of Food Security and Nutrition in the World 2020 (SOFI). Transforming food systems for affordable healthy diets. Rome, FAO.
3 FAO, IFAD, UNICEF, WFP and WHO (2019). The State of Food Security and Nutrition in the World 2019 (SOFI). Safeguarding against economic slowdowns and downturns. Rome, FAO.
4 FSIN Food Security Information Network and the Global Network against Food Crises (2020). The Global Report on Food Crises 2020.