Aus Erfahrungen anderer lernen: Von Bauer zu Bauer in Nicaragua

Als der nationale Bauernverband UNAG in Jucuapa im Norden Nicaraguas unter dem bezeichnenden Namen „Von Bauer zu Bauer“ 2004 ein Ökolandbau-Projekt lancierte, hatten die Kleinbauern dort schwere Zeiten hinter sich: In der Region Matagalpa leben 54 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze, auf dem Land ist Mangelernährung weit verbreitet. Die seit Jahren extrem niedrigen Preise für das Hauptanbauprodukt Kaffee hatten Bauern und Tagelöhner in die Krise gestürzt, viele Fincas mussten aufgeben. Die Bauern waren kaum organisiert, es gab nur eine Genossen- schaft in Jucuapa. Auf ihren ein bis zwei Hektar Land bauten sie in Monokultur Kaffee, Mais oder Bohnen an.

Nach einer eingehenden Situationsanalyse begann die UNAG, vorerst 60 Bauernfamilien in Jucuapa in zwei Kernthemen zu schulen: der Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit – zum Beispiel durch die Herstellung von Biodünger, die Verwendung von bodenbedeckenden Pflanzen und Ernteresten, und die Verhinderung von Erosion durch Wälle oder Terrassen – sowie der Anbaudiversifizierung. Ihnen wurde das Anlegen von Mischkulturen beigebracht, um eine effektive Symbiose verschiedener Nutzpflanzen, von Obstbäumen über Wurzelgemüse bis hin zu Getreide, zu erzielen. Zur Vermittlung des Wissens bildete die UNAG zunächst zehn der Bauern zu Promotores aus. Als Multiplikatoren trugen sie ihr Know-how über Jahre in die Dörfer, standen für Tipps und Tricks zur Verfügung und zeigten ihren Berufskollegen in Schulungen, wie man Kompost herstellt oder Entwässerungskanäle zur Erosionsbekämpfung anlegt. Besuche bei Bauern im Umland, die erfolgreich Ökolandbau betreiben, dienen dem Erfahrungsaustausch.

Zudem setzte die Bauernorganisation auf die Gleich- stellung der Geschlechter und die Ausbildung von Führungspersonen. Mit Erfolg: In Jucuapa ist offen- sichtlich, dass Frauen in allen Belangen ein Wort mitzureden haben und den Bauerngruppen gelingt es zunehmend, ihre Anliegen im öffentlichen Leben einzubringen und sich organisatorisch zu festigen. Heute nimmt die Hälfte der Bevölkerung im Gebiet Jucuapa an Landbau-Schulungen teil. Auf den Äckern dominieren Mischkulturen, die Zahl der Höfe, die über zehn verschiedene Feldfrüchte anbauen, hat sich von 2009 bis 2012 verdreifacht. Die Bauern ernähren sich nun viel ausgewogener. Ihr Einkommen hat sich deutlich erhöht, Missernten bei einer Pflanze können mit anderen Produkten ausgeglichen werden. Pablo Cruz und seine Frau Cristina, die sogar Land zukaufen konnten, wissen: „Wir werden immer etwas zu essen haben.“ Die „Von Bauer zu Bauer“- Methode erreicht inzwischen 960 Dörfer. Die UNAG koordiniert den Wissenstransfer zwischen den regionalen Programmen, die sonst selbständig sind, und 2.000 Promotoren bringen ihre Erfahrung an den Mann – und die Frau.

Bericht im Schweizer Fernsehen über  „Von Bauer zu Bauer" in Nicaragua

Weitere Infos von SWISSAID, das die Bauerngemeinde von Jucuapa im Norden Nicaraguas unterstützt

Eric Holt-Gimenez zur Campesino a Campesino-Bewegung in Lateinamerika

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