Weniger ist mehr: Höhere Erträge mit dem System of Rice Intensification

Reis ist das Grundnahrungsmittel von über drei Milliarden Menschen. In Asien wird bis 2050 eine weitere Milliarde hinzukommen. Mit entsprechend hohen Budgets arbeiten daher Wissenschaftler an neuen Sorten, die höhere Erträge versprechen. Das klassische Patentrezept auf diesem Gebiet - mehr Output durch mehr Input - stellt eine Anbaumethode gründlich infrage, die der französische Jesuitenpater und Agronom Henri de Laulanié Anfang der 80er Jahre nach jahrelangen Beobachtungen in Feldver- suchen mit Reisbauern auf Madagaskar entwickelte.

Sein System of Rice Intensification (SRI) bricht mit einigen ehernen Regeln des Nassreisanbaus: Die Setzlinge werden bereits nach 8-12 Tagen statt nach einem Monat ausgepflanzt und zwar einzeln in einem weiten Abstand von 25 Zentimetern statt in Büscheln auf engem Raum. So konkurrieren sie nicht um Nährstoffe, Raum und Sonne, entwickeln kräftigere Wurzeln und mehr Triebe.
Statt die Felder ständig unter Wasser zu halten und so den Unkrautwuchs einzudämmen, erhalten die Pflanzen nur die optimale Wassermenge, der Boden ist zeitweise trocken, was seine Bakterienzusammen-setzung verändert und den Methanausstoß reduziert. Da Unkraut mechanisch gejätet werden muss, wird der Boden gut belüftet und das Pflanzenwachstum angeregt. Zur Düngung dient Kompost. Die Bauern in Madagaskar konnten im Schnitt ihre Erträge so von zwei auf acht Tonnen Reis je Hektar steigern – mit einem Zehntel des Saatgutes.

Wissenschaftler um Norman Uphoff an der Cornell University, New York, die sich vor Ort von den Erfolgen überzeugt hatten, widmen sich seit 1997 der Verbrei- tung und Dokumentation der Methode. Bauern in aller Welt passten die SRI-Praktiken gemeinsam mit NGOs und Bauernorganisationen an ihre Klimazonen und Bedingungen an und wurden oft mit Rekordernten belohnt. Auf SRI umzusteigen kostet Mut, gerade wo die Existenz der Familie von der Ernte abhängt. Die Methode ist arbeits- und wissensintensiv und das Bewässern zum optimalen Zeitpunkt für viele Klein- bauern schwer umzusetzen. Dennoch praktizieren vier bis fünf Millionen Bauern in über 50 Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas SRI. In China und Indien werden sie dabei von den Behörden gefördert.

„SRI ist beispiellos, da wenige Innovationen bisher so unerwartete Produktivitätssprünge gezeigt haben. Ebenso überraschend ist, dass wir auf internationaler Ebene trotz wenig Unterstützung und sehr viel Wider- stand vorangekommen sind“, sagt Uphoff. Widerstand kommt v.a. aus dem von der Weltbank verwalteten Reisforschungsinstitut International Rice Research Institute (IRRI) auf den Philippinen. SRI sei zu arbeits- aufwändig, die Ertragssteigerungen nicht ausreichend belegt, heißt es dort. Auch Saatgut- und Agrarchemie- konzerne sind keine Fans einer Methode, die ihnen Kunden abspenstig macht. SRI breitet sich dennoch weiter aus. Über 300 wissenschaftliche Publikationen gibt es mittlerweile dazu. Innovative Bauern wenden SRI-Prinzipien auch auf Mais, Hirse, Senf oder Auberginen an und erzielen kräftigere Pflanzen mit höheren Erträgen – und haben so das System of Crop Intensification aus der Taufe gehoben.

SRI International Network and Resources Center

Die von Cornell University betriebene Seite bietet die umfassendste Materialsammlung rund um SRI

Weniger ist mehr

Reportage aus der 3Sat-Mediathek

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