Kleinbäuerinnen-Ausbildung in Kenia: aus der Armutsfalle in vier Jahren
In Kenia leben 70 Prozent der Menschen von der Landwirtschaft und bestellen die oft kargen Böden des Landes. Die meisten von ihnen sind Kleinbauern- familien mit zwei bis drei Hektar Land. Fast 30% der Bevölkerung leiden noch immer an Unterernährung. Um die Ernährungssicherheit auf dem Lande zu verbessern, gründete der kenianische Agronom Ngugi Mutura 1993 die NGO Sustainable Agriculture Development Program (SACDEP) und baute ein Ausbildungsprogramm für Kleinbäuerinnen auf. Es kombiniert organischen Landbau, die Züchtung lokal angepassten Saatguts und Wassermanage- ments mit Kleintierhaltung, dem Einsatz regenerativer Energien sowie selbstverwalteten Mikrokreditsystemen.
Der Ausgangspunkt ist immer eine genaue Analyse, in deren Zentrum steht, über welche Ressourcen die jeweilige örtliche kleinbäuerliche Gemeinschaft verfügt und wie sie diese ohne hohe Investitionskosten optimal nutzen und erweitern kann. Selbsthilfegruppen von 30 bis 40 Personen – zu 80 Prozent Frauen – werden dann vier Jahre lang auf ihren Feldern im organischen Landbau, dem Kompostieren und der Produktion natürlicher Pflanzenschutzmittel geschult. Jede Gruppe erhält zum Start einen Wassertank, dessen Nachbau gelehrt und durch eigene Spar- und Leihzirkel ermöglicht wird. Zudem bekommen die Gruppen Milchziegen gestellt. Die Frauen entscheiden selbst, welche von ihnen zuerst eine Ziege erhält. Die Nachzucht wird an die nächsten Mitglieder weitergegeben. „Offene Feldtage“ fördern regelmäßig den Wissensaustausch zwischen den Kleinbäuerinnen. Dabei öffnen erfolgreiche Bauern ihre Farmen für Besucher und teilen ihre Erfahrung. Im Rahmen des SACDEP-Schulungsprogramms werden zudem sogenannte resource persons als Ansprechpartner benannt, die vor Ort bei Anbaufragen helfen. Die Feldtage und die Ausbildung und Förderung der Berater sind mittlerweile auch von der kenianischen Regierung als fruchtbare Ansätze der Wissensvermittlung übernommen worden.
SACDEP hat seit 1993 rund 60.000 Familien in vier Regionen des Landes erreicht. Sie sind heute ernährungssicher und -souverän durch diversifizierte Farmen. Jede Gruppe verfügt über eigenes Saatgut für drei Aussaaten, um die regelmäßig auftretenden Dürren zu überstehen. Während der letzten Dürre 2011 konnten die Bäuerinnen 9 Tonnen Lebensmittel spenden. SACDEP hat aus 20 Jahren Erfahrung und Zusammenarbeit ein Lehrprogramm für organische, kleinbäuerliche Landwirtschaft entwickelt, das auch am ersten College für nachhaltige Landwirtschaft in Ostafrika gelehrt werden soll, das zurzeit in Thika, 40 Kilometer nordöstlich von Nairobi, aufgebaut wird.