Landwirtschaft am Scheideweg - Weiter wie bisher ist keine Option

Bis zu 733 Millionen Menschen hungern auf diesem Planeten, während 2,5 Milliarden an Übergewicht und krank machender Fettleibigkeit leiden. 2,8 Milliarden Tonnen Getreide wurden 2023 weltweit geerntet, mehr denn je zuvor. Doch nur 42,3% des Getreides dient als Lebensmittel. Der Rest wird zu Tierfutter, Sprit und Industrierohstoffen verarbeitet. Unser Ernährungssystem ist eine der wichtigsten Ursachen für den Klimawandel, das Artensterben, für Umweltverschmutzung, Wasserknappheit, vermeidbare Krankheiten, Kinderarbeit, Armut und Ungerechtigkeit. Dieses System ist krank.

Über 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fassten 2008 im Auftrag der Weltbank und der UN den Stand des Wissens über die globale Landwirtschaft, ihre Geschichte und Zukunft zusammen. Dieser Weltagrarbericht ist unbequem und alarmierend, warnt vor Irrwegen und zeigt Lösungen auf. Diese Seite fasst seine wichtigsten Ergebnisse zusammen, bietet alle Original-Berichte sowie Fakten und Zahlen. Sie will zum Nachdenken und zur Diskussion anregen - vor allem aber zum Handeln.

8/24: Auf den 1. August fällt dieses Jahr der Erdüberlastungstag – das Datum, an dem die Menschheit die für 2024 nachhaltig nutzbaren Ressourcen verbraucht hat. Für den Rest des Jahres leben wir auf Pump und strapazieren das Ressourcenbudget der Natur wieder über das regenerierbare Maß hinaus. Um unseren Konsum zu decken, wären rein rechnerisch 1,75 Erden notwendig. Nach einer kurzen, pandemiebedingten Verschnaufpause in 2020 fällt das Datum nun auf den frühesten bisher ermittelten Termin. Die internationale Nachhaltigkeitsorganisation Global Footprint Network berechnet den „Earth Overshoot Day“ jährlich neu. Weiterlesen

1/24: Seit 1993 veröffentlicht das AgrarBündnis jährlich mit dem „Kritischen Agrarbericht“ eine Zusammenfassung der agrarpolitischen Debatte. Die Autor*innen aus dem In- und Ausland – aus Wissenschaft und Praxis sowie aus Verbänden und Politik – analysieren aus vielfältigen Perspektiven die agrarpolitischen Geschehnisse des Jahres 2023 und diskutieren in zahlreichen Beiträgen in elf verschiedenen Themenfeldern Weichenstellungen für die Zukunft. Der diesjährige Schwerpunkt, dem 24 der insgesamt 46 Beiträge gewidmet sind, lautet „Tiere und die Transformation in der Landwirtschaft“. Der Prozess des Umbaus der Tierhaltung droht an parteipolitischen Querelen, fehlender Finanzierung, aber auch an mangelnder Einsicht in seine gesellschaftliche und ökonomische Notwendigkeit zu scheitern, warnen die Autor*innen. Sie formulieren 50 Kernforderungen an die Poltik und fordern mehr Mut von der Politik ein. Hier unsere Nachricht dazu.

Bodenatlas 2024: Daten und Fakten über eine lebenswichtige Ressource

1/24: Der Boden unter unseren Füßen ist ein wahres Multitalent. Er ist der artenreichste Lebensraum unserer Erde, er speichert gigantische Mengen Klimagase und Wasser, ernährt Mensch und Tier, lässt Blumen blühen und Bäume wachsen. Der Boden ist eine lebenswichtige Ressource – und er ist bedroht. Rund 60 Prozent der Böden in der EU sind geschädigt, gestern noch fruchtbarer Humus trocknet aus, verwandelt sich in Steppe und Wüste, immer mehr Böden werden für den Bau von Infrastruktur versiegelt. Konflikte um knapper werdendes Land nehmen zu. Der Bodenatlas 2024, herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem BUND und TMG, beleuchtet nicht nur die Folgen des weltweiten Verlusts an fruchtbarem Boden, sondern zeigt auch die Potentiale nachhaltiger und gerechter Bodennutzung für den Klimaschutz und die Artenvielfalt. Hier geht es zum Download und unserer Nachricht zur Veröffentlichtung.

HLPE veröffentlicht Bericht zu Ungleichheiten in Ernährungssystemen

6/23: Das Hochrangigen Expertengremium (HLPE) des Welternährungsausschuss hat einen neuen Bericht herausgebracht, der sich mit Ungleichheiten in Ernährungssystemen befasst. Denn dort treten Ungleichheiten besonders stark zutage. Das bereits alarmierende Ausmaß an Hunger und Unterernährung verschärft sich weiter und globale und nationale Ziele in diesem Bereich drohen in weite Ferne zu rücken, wenn diese Ungleichheiten nicht endlich beseitigt werden, lautet die Kernbotschaft des Berichts. Ungleichheiten in Bezug auf Ernährungssicherheit und Ernährung zwischen Ländern und Regionen sowie innerhalb von Ländern, Gemeinden und Haushalten gibt es überall und sie haben verheerende Auswirkungen auf Gemeinschaften, bringen Menschen um Chancen im Leben und behindern die Produktivität. Der Bericht liefert einen konzeptionellen Rahmen für die Bewertung von Ungleichheiten im Bereich Ernährungssicherheit und Ernährung, beleuchtet Ungleichheiten in Ernährungs- und anderen Systemen und zeigt die systemische Ursachen auf, die ihnen zugrunde liegen. Vor allem aber wartet der HLPE mit Handlungsempfehlungen auf. Hier unsere Nachricht dazu.

15 Jahre Weltagrarbericht: Weiter wie bisher ist keine Option!

4/23: Vor fünfzehn Jahren am 15. April 2008 war es soweit – der Weltagrarrat verkündete das Ergebnis seiner vier Jahre andauernden Arbeit: Die Art und Weise, wie die Welt Lebensmittel anbaut, muss sich radikal ändern, damit Armut und Hunger besiegt werden können – nur so kann es gelingen, eine wachsende Weltbevölkerung in Zeiten des Klimawandels zu ernähren und den sozialen und ökologischen Kollaps zu vermeiden. Das war die Kernbotschaft des International Assessment of Agricultural Science and Technology for Development (IAASTD) - des Weltagrarberichts. Hier geht es zu den 10 Einsichten und Herausforderungen, die die Autor*innen von Kapitel 3 des Globalen Berichts zum Stand des Wissens über die globale Landwirtschaft erstellt haben.

KAB 2023: Landwirtschaft & Ernährung für eine Welt im Wandel

1/23 Seit 1993 veröffentlicht das AgrarBündnis jährlich mit dem „Kritischen Agrarbericht“ eine Zusammenfassung der agrarpolitischen Debatte. In 46 Beiträgen analysieren 77 Autor*innen aus dem In- und Ausland – aus Wissenschaft und Praxis sowie aus Verbänden und Politik – die agrar-politischen Geschehnisse des Jahres 2022 und diskutieren Weichenstellungen für die Zukunft. Der Schwerpunkt 2023 ist „Landwirtschaft & Ernährung für eine Welt im Umbruch“: Klimakrise, Corona, Krieg – unsere Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Krisen, wohin das Auge reicht. Die Corona-Pandemie hat große Teile der Welt noch immer fest im Griff. Die Folgen sind unabsehbar, gesellschaftlich wie ökonomisch. Pandemiebedingt stieg die Zahl der Hungernden in den letzten zwei Jahren auf 828 Millionen – und das, obwohl die Erde weit mehr als die derzeit 8 Milliarden Menschen gut ernähren könnte. Hier sind alle Artikel zu finden und hier unsere Nachricht zum KAB 2023.

Mooratlas: Daten und Fakten zu nassen Klimaschützern

1/23: Intakte Moore schützen das Klima: In ihren Torfen speichern sie enorme Mengen Kohlenstoff. Das klappt allerdings nur, wenn sie nass sind. Der Mooratlas 2023, der vom BUND, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Michael Succow Stiftung, herausgegeben wird, zeigt, dass weltweit bereits über 10% der 500 Millionen Hektar Moore entwässert sind. In Mitteleuropa sind es sogar weit über 90%. Einmal trockengelegt, werden Moore von Kohlenstoffsenkern zu Quellen von CO2: Weltweit gehen etwa 4% der durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen auf das Konto entwässerter Moore. Um die Ziele des Parisers Klimaabkommens zu erreichen, müssen allein in Deutschland jährlich mindestens 50.000 Hektar Moore wiedervernässt werden. Der Mooratlas zeigt mit zahlreichen Grafiken und Texten auf, wie es weltweit um Moore bestellt ist, was sie bedroht, und wie wir Moore schützen und ihre Funktionsfähigkeit wieder aufbauen können. Hier unsere Nachricht dazu.

UN Photo/Eskinder Debebe

28.09.21: Der UN Food Systems Summit ist vorbei – und er ist gescheitert: Zwei Jahre Energie und Ressourcen wurden in die falschen Bahnen gelenkt. Der Ernährungsgipfel hat weder das Recht auf Nahrung aller Menschen ins Zentrum gestellt noch gezielt die von Hunger und Armut betroffenen Gruppen angehört. Hier geht es zu einer ersten Stellungnahme der Mitglieder des Arbeitskreises Landwirtschaft und Ernährung (AGLE) des Forums Umwelt und Entwicklung (FUE) zum Welternährungsgipfel des UN-Generalsekretärs.

UN Food Systems Summit 2021: Kampf der Ernährungssysteme

21.09.21: Der am 23. September in New York und an den Bildschirmen der Welt stattfindende Food Systems Summit der UNO könnte ein Meilenstein sein: Der Kampf gegen den wachsenden Hunger in der Welt wird verbunden mit Über- und Fehlernährung, Klimawandel, Artensterben, globaler Ungerechtigkeit und Frauenrechten.
Doch leider ist das Gegenteil der Fall – es ist Gefahr im Verzuge! Warum rufen Umwelt-, Entwicklungs- und Bäuer*innen-Organisationen, engagierte Wissenschaftler*innen und hunderte NGOs zum Boykott auf? Lesen Sie mehr im Blogartikel von Benny Haerlin.

Buch „Transformation of our food systems”

In den letzten 10 Jahren hat sich ein neues Narrativ bezüglich unserer Ernährungssysteme fest etabliert, das sich deutlich von dem immer noch vorherrschenden, chemiebasierten Narrativ der Nachkriegszeit unterscheidet. Es kam zu einem echten Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft und Ernährung. Inspiriert wurde er maßgeblich vom Weltagrarbericht IAASTD.
Das Buch „Transformation of our food systems – the making of a paradigm shift” zieht Bilanz, was durch diesen Weltagrarbericht und seit seiner Veröffentlichung erreicht worden ist. Es enthält eine Sammlung von Essays, die viel beachtete internationale wissenschaftliche und politische Berichten zusammenfassen, die seither erschienen sind. Zusammen mit aktuellen Beiträgen ehemaliger IAASTD-Autor*innen zeigen sie auf, was bis heute erreicht wurde – und was noch zu tun bleibt.

„Weiter wie bisher ist keine Option”, lautete die Botschaft des 2009 veröffentlichten Weltagrarberichts. Seither hat sich die globale Debatte über die Zukunft von Landwirtschaft und Ernährung weiterentwickelt, doch die Erkenntnisse des Berichts besitzen immer noch Relevanz. Die englischsprachige Broschüre „Agriculture at a Crossroads” fasst die Kernaussagen des Weltagrarberichts auf 52 Seiten zusammen und verknüpft diese mit aktuellen Herausforderungen und Zielen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung. Sie kann hier heruntergeladen werden.

Fünf Jahre SDGs: Ziele für eine Welt ohne Armut und Hunger

9/20: Im September 2015 beschlossen die Vereinten Nationen eine neue Entwicklungsagenda für die Zeit bis 2030: Mit 17 Nachhaltigkeitszielen sollen u.a. Armut und Hunger bekämpft sowie Umwelt und Klima geschützt werden. Die Sustainable Development Goals (SDGs) mit ihren 169 Unterzielen lösten die auslaufenden Millenniums-Entwicklungsziele ab und gelten für Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer gleichermaßen. Ziel 2 widmet sich der Beseitigung des Hungers und der Förderung von Ernährungssicherheit und einer nachhaltigen Landwirtschaft. Bis 2030 sollen alle Menschen das ganze Jahr über Zugang zu angemessener Nahrung erhalten, alle Formen der Mangelernährung beseitigt sein und die Produktivität und das Einkommen von Kleinbauern verdoppelt werden.

UN verabschiedet Erklärung für die Rechte von Kleinbauern

12/18: Die UN-Erklärung für die Rechte von Kleinbauern und -bäuerinnen und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten, wurde am 17.12. vom Plenum der UN-Vollversammlung in New York offiziell verabschiedet. Eine deutliche Mehrheit von 121 Staaten stimmte für die Resolution Nr. A/C.3/73/L30, bei acht Gegenstimmen und 54 Enthaltungen. Deutschland enthielt sich der Stimme. Die UN-Erklärung stärkt die Rechte ländlicher Bevölkerungsgruppen und hält individuelle und kollektive Rechte von Kleinbauern fest, darunter das Recht auf Land, Saatgut und Wasser. Weiterlesen

Neuauflage der Broschüre zum Weltagrarbericht

„Weiter wie bisher ist keine Option“ – was ist aus diesem Weckruf des Weltagrarberichts geworden? Die überarbeitete Neuauflage der Broschüre „Wege aus der Hungerkrise. Die Erkenntnisse und Folgen des Weltagrarberichts: Vorschläge für eine Landwirtschaft von morgen" berücksichtigt neue Fakten, Zahlen, Veröffentlichungen und Diskussionen zu Hunger und Übergewicht, Fleisch und Futtermittel, Agrarsprit, Landgrabbing und Lebensmittelspekulation, Bodenfruchtbarkeit, Saatgut- vielfalt, Gentechnik und vielen weiteren Themen sowie ein Gespräch mit dem Ko-Präsidenten des Weltagrarberichts und Träger des Alternativen Nobelpreises, Hans Herren. Dazwischen gestreute Leuchttürme berichten von erfolgreichen Ansätzen und Beispielen aus der Praxis. Die Broschüre steht hier zum Download bereit oder kann bestellt werden. Wir wünschen eine angeregte Lektüre der 52 Seiten.

Der Paradigmenwechsel hat begonnen

Die Resonanz vieler internationaler Institutionen und der wissenschaft-lichen Gemeinde auf den Weltagrarbericht war anfangs verhalten bis ablehnend. Viele Regierungen und Unternehmen ignorierten seine Ergebnisse zunächst. Mittlerweile sind wesentliche Botschaften des Berichts auf dem Weg, zur „herrschenden Meinung" zu werden. Auch wenn konkrete Lösungsvorschläge noch immer weit auseinandergehen, ist ein Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik und -wissenschaft kaum mehr aufzuhalten. Lesen Sie mehr dazu in unserem Kommentar in der Le Monde Diplomatique, im Interview mit dem Ko-Präsidenten des Weltagrarberichts, Hans Herren, und in der Sammlung wichtiger Berichte und Zusammenfassungen. 

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Originaltexte

des globalen Berichts, der fünf regionalen Berichte und der Synthese des Weltagrarberichts

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