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29.03.2021 |

Peak Meat: Fleischkonsum in Europa sinkt ab 2025

Burger
Veggie-Burger sind im Kommen (Foto: CC0)

Der Markt für pflanzliche Fleischersatzprodukte boomt und in Europa und Nordamerika könnte schon 2025 „Peak Meat“ erreicht sein – der Punkt, an dem der Konsum von tierischen Proteinen rückläufig sein wird. Dies hätte beträchtliche Vorteile für die Umwelt. Das geht aus einer Marktanalyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group und des Investment-Unternehmens Blue Horizon hervor, die am 23. März erschien. Demnach könnte der Markt für Alternativprodukte zu herkömmlichen Fleisch-, Milch-, Ei- und Fischerzeugnissen von aktuell 13 Millionen Tonnen pro Jahr auf 97 Millionen Tonnen in 2035 wachsen und würde so einen Marktanteil von 11% erreichen – gegenüber 2% im Jahr 2020. Sollte die technologische Entwicklung von Ersatzprodukten schneller voranschreiten und bessere Rahmenbedingungen entstehen, wie CO2-Steuern und eine Umschichtung von Subventionen, könnte der Anteil noch höher ausfallen. „Das letzte Domino-Steinchen könnte fallen, wenn der Gesetzgeber den Anstoß dazu gibt. Höhere Kohlenstoffpreise und die Unterstützung von Landwirten bei der Umstellung von der Tierhaltung auf alternative Eiweißquellen könnten den Verbrauch bis 2035 auf 22% ansteigen lassen“, heißt es in dem Papier. „Bei diesem Tempo würden Europa und Nordamerika bis 2025 den ‚Peak Meat‘ erreichen und der Verbrauch von tierischem Eiweiß würde dann in diesen Märkten tatsächlich zu sinken beginnen.“ In anderen Weltregionen würde sich der Konsum von Fleischprodukten zwar verlangsamen, aber noch nicht zurückgehen.

Den Marktexperten zufolge wird pflanzlichen Ersatzprodukten erst dann der Durchbruch gelingen, wenn sie dem Original das Wasser reichen können. „Proteinalternativen könnten dem tierischen Protein in puncto Geschmack, Textur und Preis bald entsprechen. Wir erwarten, dass das Gleichziehen eine neue Wachstumswelle auslösen wird und so den aktuell noch recht jungen Markt in den Mainstream katapultiert, was erhebliche Vorteile für die Umwelt mit sich bringt und ein noch schnelleres Wachstum ermöglicht“, sagt Benjamin Morach von der Boston Consulting Group. Für pflanzliche Alternativen wie Burger, Milchprodukte und Eiersatzprodukte auf Basis von Soja, Erbsen und anderen Proteinen könnte der Durchbruch 2023 oder früher anstehen, während Alternativen aus Mikroorganismen, wie Pilzen, Hefen und einzelligen Algen, 2025 perfektioniert sein könnten. Direkt aus tierischen Zellen gezüchtete Alternativen könnten 2032 an das Original heranreichen.

Die Umstellung auf pflanzliche Alternativen würde messbare, positive Auswirkungen auf die Umwelt haben und könnte einen Beitrag zum Erreichen mehrerer UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) leisten, wie nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster (SDG 11) und Kein Hunger (SDG 2). Allein der Umstieg auf pflanzliche Fleisch- und Eialternativen könnten bis 2035 mehr als eine Gigatonne CO2 einsparen. Das entspricht der Menge an Emissionen, die Japan in einem einzigen Jahr ausstößt. Im Vergleich zu tierischen Proteinen verursachen pflanzliche Ersatzprodukte nur ein Achtel der CO2-Menge, die für ein Kilo Hähnchenfleisch nötig ist. Für Eiersatz fällt nur ein Drittel der CO2-Menge an. Alternativen zu Rindfleisch verursachen nur ein Zwölftel und zu Schweinefleisch nur ein Neuntel der Emissionen. Der Umstieg auf pflanzliche Alternativen würde bis 2035 zudem 39 Milliarden Kubikmeter Wasser einsparen – damit könnte London 40 Jahre lang versorgt werden. Außerdem würden 240.000 Quadratkilometer Land frei werden, das bisher benötig wurde, um Tiere zu halten und ihre Futtermittel zu produzieren. Das ist eine Fläche so groß wie das Vereinigte Königreich. Durch das Freiwerden dieser Flächen in den nächsten 15 Jahren könnte die Artenvielfalt gesteigert werden, da einst intensiv genutzte Flächen wieder naturnaher gestaltet werden könnten.

Doch die Frage bleibt, wer vom Boom der Ersatzprodukte profitieren wird. Bereits heute sind es vor allem große Fleischkonzerne, die ihre Produktpalette um Ersatzprodukte erweitert haben oder, wie BCG es beschreibt, „sich selbst als ‚Protein‘-Unternehmen neudefinieren, ihre eigenen Ersatzprodukte herstellen und vermarkten.“ Der Markt für Alternativen zu Fleisch, Eiern, Milchprodukten und Fisch könnte bis 2035 auf 290 Milliarden US-Dollar anwachsen. Daher rührt auch das Interesse der Unternehmensberater an dem Thema. Die Proteintransformation nehme gerade erst Fahrt auf, heißt es in der Marktanalyse. „Das Spielfeld der alternativen Proteine ist weit offen und der Fortschritt ereignet sich schnell. Es besteht eine echte Chance für Investoren, die frühzeitig einsteigen, wichtige Akteure für die Zukunft der Ernährung zu werden.“ (ab)

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