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21.08.2019 | permalink
Kaufpreise für Agrarflächen in Deutschland klettern kräftig
In Deutschland werden landwirtschaftliche Flächen immer teurer. 2018 kostete ein Hektar im Bundesdurchschnitt 25.485 Euro und damit 5,9% mehr als im Vorjahr. Das geht aus Mitte August veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zum Kaufwert für landwirtschaftliche Grundstücke hervor. In den letzten zehn Jahren kletterten die Preise unaufhaltsam um 133%: 2009 betrug der Kaufwert je Hektar im Schnitt noch 10.908 Euro. Der Statistik zugrunde liegt der Preis für die Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung (FdlN), wozu Acker- und Grünland zählen, nicht aber garten- und weinbaulich genutzte Flächen wie bei der in der Agrarstatistik sonst meist verwendeten landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF). In den alten Bundesländern sind die Preise im Schnitt weiterhin höher und klettern schneller: 2018 wurden für einen Hektar Fläche im Westen durchschnittlich 37.846 Euro bezahlt – ein Plus von 6,9% gegenüber 2017. In den neuen Bundesländern stiegen die Kaufwerte mit im Schnitt 0,6% etwas langsamer. Ein Hektar schlug dort 2018 mit 15.720 Euro zu Buche.
Insgesamt wechselten 2018 weniger Flächen den Eigentümer als noch im Vorjahr. 83.813 Hektar wurden verkauft und damit 4% weniger Fläche als 2017. Am meisten Bewegung im Bodenmarkt gab es in den neuen Bundesländern, auf die 56% der Verkaufsfläche entfielen. Spitzenreiter war Mecklenburg- Vorpommern mit 12.411 Hektar veräußerter Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung. Am tiefsten mussten Käufer in Bayern in die Tasche greifen. Der durchschnittliche Hektarpreis betrug dort 64.909 Euro je Hektar und damit 6,6% mehr als im Vorjahr. Der Regierungsbezirk Niederbayern ist mit 107.199 Euro bundesweiter Spitzenreiter. Nordrhein-Westfalen ist das zweitteuerste Bundesland mit 53.067 Euro pro Hektar, gefolgt von Niedersachsen mit 36.518 Euro und Baden-Württemberg mit im Schnitt 29.244 Euro. In den neuen Bundesländern liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 20.788 Euro je Hektar vorne. Preisliches Schlusslicht ist das Saarland mit 9.706 Euro je Hektar, gefolgt von Thüringen mit einem Durchschnittskaufwert von 10.693 Euro je Hektar und Brandenburg mit 10.957 Euro.
Die größte Preisexplosion im Vergleich zu 2017 verzeichnete Sachsen. Dort verteuerten sich die Kaufwerte um 20,4% auf 14.140 Euro je Hektar in 2018. In Hessen kletterten die Preise um 12,1% von 15.330 Euro in 2017 auf 17.178 Euro je Hektar im letzten Jahr. Auf Platz 3 liegt Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 10,4% von 48.085 Euro in 2017 auf 53.067 Euro. Im Zehn-Jahres-Vergleich stiegen die Preise am heftigsten in Mecklenburg-Vorpommern: Der Hektarpreis verteuerte sich um fast 195% von 7.049 in 2009. In Sachsen betrug der Preisanstieg 168% gegenüber einem Kaufwert von noch 5.262 Hektar in 2009. In Bayern stiegen die Preise von 2009 bis 2018 um 159%. Aber auch in Sachsen-Anhalt verteuerte sich der Hektar von 7.281 Euro auf 18.217 Euro – ein Plus von 150%. In Niedersachsen fiel der Anstieg mit 138% und in Brandenburg mit 132% ebenfalls heftig aus.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, macht für den Preisanstieg bei Pachten und Flächenkäufen auch Großinvestoren verantwortlich, die nicht aus der Landwirtschaft kommen. „In Ostdeutschland gehören inzwischen teilweise über 30 Prozent der Flächen nicht mehr den Landwirten oder örtlichen Genossenschaften, sondern Investoren“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Der Trend werde sich fortsetzen, da ein Generationswechsel anstehe und damit Betriebe oder Anteile vermehrt zum Verkauf stünden. Göring-Eckardt will, dass Bund und Länder den Verkauf ostdeutscher Agrarflächen an Großinvestoren stoppen. Die Grünen fordern ein Vorkaufsrecht für Kommunen und die Länder, wenn Bauern Land veräußern wollen. Für Flächen im Bundesbesitz sollte es zunächst ein Verkaufsmoratorium und dann auch ein Vorkaufsrecht der Kommunen geben, damit Flächen nicht zum Spekulationsobjekt würden. Es müsse verhindert werden, dass Kapitalgesellschaften über den Kauf von Mehrheitsanteilen an Landwirtschaftsbetrieben Agrarflächen im großen Stil übernehmen könnten, wie es derzeit noch möglich sei und so das Vorkaufsrecht für Bauern im Grundstücksverkehrsgesetz umgehen. „Zusätzlich müsste man dafür sorgen, dass Agrarsubventionen nicht an Kapitalgesellschaften fließen dürfen“, sagte Göring-Eckardt. Außerdem sei dafür zu sorgen, dass junge Bauern, Ökolandwirte und Betriebsgründer aus der Region bessere Chancen auf die Agrarflächen hätten und auch bei den Preisen mithalten können. (ab)