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29.07.2019 |

Erdüberlastungstag: Nachhaltig nutzbare Ressourcen für 2019 sind verbraucht

ERde
Überlastete Erde (Foto: CC0)

Auf den 29. Juli fällt dieses Jahr der Erdüberlastungstag – das Datum, an dem die Menschheit die für 2019 nachhaltig nutzbaren Ressourcen verbraucht hat. Für den Rest des Jahres leben wir auf Pump und strapazieren das Ressourcenbudget der Natur wieder über das regenerierbare Maß hinaus. Um unseren Konsum zu decken, wären rein rechnerisch 1,75 Erden notwendig. Und der Raubbau an der Natur beschleunigt sich immer mehr: So früh wie 2019 wurde die Belastungsgrenze noch nie erreicht: In den letzten 20 Jahren ist das Datum um ganze zwei Monate im Kalender nach vorne gerückt. Die internationale Nachhaltigkeitsorganisation „Global Footprint Network berechnet den „Earth Overshoot Day“ jährlich neu. Gegenübergestellt werden dabei einerseits die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen und andererseits der ökologische Fußabdruck – der Bedarf an Acker-, Weide- und Bauflächen, die Entnahme von Holz, Fasern oder Fisch, aber auch der CO2-Ausstoß und die Müllproduktion.

Eine Übernutzung der verfügbaren Ressourcen wird dauerhaft nicht möglich sein, denn sie erschöpft das ökologische „Vermögen“ der Erde und gefährdet die zukünftige Ressourcensicherheit der Menschheit. „Wir haben nur eine Erde – das ist der letztlich bestimmende Kontext für die menschliche Existenz. 1,75 Erden zu verwenden hat unausweichlich destruktive Folgen”, sagt Mathis Wackernagel, einer der Erfinder des ökologischen Fußabdrucks und Gründer von Global Footprint Network. Die Auswirkungen treten bereits zutage: Entwaldung, Bodenerosion, Verlust der biologischen Vielfalt oder die zunehmende CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Letztere heizt den Klimawandel an und führt zu häufigeren extremen Wetterereignissen. Die Menschheit wird letztendlich innerhalb des ökologischen Ressourcenbudgets der Erde funktionieren müssen, betont Wackernagel. Die 1,75 Erden, die die Weltbevölkerung rein rechnerisch bräuchte, um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken, ist nur ein globaler Durchschnittswert. Weitaus verschwenderischer mit der Kapazität des Planeten gehen die USA und Australien um: Würde die gesamte Welt diesen Konsum- und Lebensstil übernehmen, wären 5 bzw. 4,1 Erden notwendig, Russland beansprucht 3,2 Erden, gefolgt von Deutschland mit 3 Planeten. Indien hingegen verbraucht nur die Entsprechung von 0,7 Erden.

Würden alle Menschen weltweit so leben wie wir in Deutschland, wäre der Erdüberlastungstag schon am 3. Mai. „Statt ökologisch gegen die Wand zu fahren, wäre es für Deutschland von Vorteil, wenn sich seine Regierung für eine wesentlich ambitioniertere Energie-, Verkehrs- und Agrarpolitik stark machen und sich von der ressourcenintensiven und wachstumsbesessenen Wirtschaftsweise befreien würde“, sagt Wackernagel. Das sieht auch ein Bündnis mehrerer deutscher Organisationen der Zivilgesellschaft so und fordert die Bundesregierung zum Umsteuern auf: Sie müsse etwa mit einem Klimaschutzgesetz und einem CO2-Preis in diesem Jahr gegensteuern sowie wirkungsvolle Anreize zur Ressourcenschonung setzen. „Wir können es uns nicht leisten, noch weiter Zeit zu verlieren und müssen anfangen, konsequent zu handeln! Unsere Wirtschafts- und Lebensweise und die daraus folgende Zerstörung der Umwelt geht auf Kosten der folgenden Generationen“, mahnt Jan Göldner vom Bundesvorstand der Naturschutzjugend im NABU. Lena Michelsen vom INKOTA-netzwerk betonte, eine zukunftsfähige Politik müsse außerdem die Digitalisierung dafür nutzen, nachhaltige Entwicklung zu gestalten, statt damit die bestehende Wirtschaftsweise weiter zu zementieren. „Damit Digitalisierung etwa im Bereich der globalen Landwirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Agenda 2030 beiträgt, müssen Nachhaltigkeitsziele Vorrang haben vor kurzfristigen Wettbewerbsvorteilen und auch vor eindimensionalen Wachstumszielen.“

Doch das Global Footprint Network glaubt an die Möglichkeit einer Trendwende und nennt fünf Schlüsselbereiche, die das größte Potenzial zur Begrenzung des ökologischen Overshoot bergen: Städte, Energie, Nahrung, Bevölkerung und Planet. Zum Beispiel würde ein 50% Reduktion der CO2-Emissionen der fossilen Brennstoffe den Erderschöpfungstag um 93 Tage verschieben. Schon wenn es gelingen würde, das Datum des Earth Overshoot Day nur um 5 Tage pro Jahr nach hinten zu verschieben, würde die Menschheit es noch vor 2050 schaffen, wieder innerhalb der Kapazität des einen Planeten zu leben. „Meine Generation will nicht länger zuschauen, wie wir unserer Lebensgrundlage beraubt werden“, safte Myriam Rapior aus dem Bundesvorstand der BUNDjugend. „Die Politik muss jetzt Entscheidungen fällen, um die systematische Zerstörung unseres Planeten zu beenden! Ansonsten werden wir 2050 auf einer kaputten Erde voller sozialer Konflikte leben.“ (ab)

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