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14.03.2017 |

Agrarökologie statt Chemie: UN-Bericht fordert Abkehr von Pestiziden

Chem
Agrarökologie als Alternative zu Pestiziden (Foto: CC0)

UN-Experten haben vor den Folgen des weltweiten Pestizideinsatzes für Mensch und Umwelt gewarnt. Sie fordern ein globales Abkommen zur Regulierung und schrittweisen Abkehr von Pestiziden in der Landwirtschaft hin zu agrarökologischen Anbaupraktiken. Hilal Elver, die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Nahrung, und ihr für gefährliche Substanzen zuständiger Kollege Baskut Tuncak stellten am Mittwoch dem UN-Menschenrechtsrat einen Bericht vor, in dem sie den Pestizideinsatz und die Geschäftspraktiken der Hersteller scharf kritisieren. Jährlich enden 200.000 akute Pestizidvergiftungen tödlich, gerade in Entwicklungsländern mit niedrigeren Sicherheits- und Umweltstandards. „Gefährliche Pestizide belasten Regierungen mit beachtlichen Kosten und haben katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt, die menschliche Gesundheit und die ganze Gesellschaft“, warnt der Bericht eindringlich.

Elver betonte, dass Rückstände bestimmter Pestizide jahrzehntelang in der Umwelt erhalten bleiben können und so das gesamte Ökosystem bedrohen, auf dem die Lebensmittelproduktion basiert. Die Folgen des übermäßigen Pestizideinsatzes seien verseuchte Böden und Wasserressourcen, der Rückgang der Artenvielfalt und die Zerstörung der natürlichen Feinde von Schädlingen. Die Expertin beklagt die systematische Weigerung der Pestizid- und Agrarindustrie, das Ausmaß der durch Pestizide hervorgerufenen Schäden anzuerkennen, sowie „aggressive, unethische Marketing-Taktiken“. Politischer Wille sei nötig, um „die Interessengruppen, Anreize und Machtbeziehungen neu zu bewerten und herauszufordern, die das Fortbestehen der chemie-basierten industriellen Landwirtschaft sichern“, so der Bericht. „Agrarpolitiken, Handelssystem und der Einfluss von Unternehmen auf die Politik müssen hinterfragt werden, wenn eine Abkehr von industriellen Lebensmittelsystemen mit ihrer Abhängigkeit von Pestiziden gelingen soll.“

Die Sonderberichterstatterin räumt zudem mit dem Mythos auf, dass Pestizide zur Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung notwendig sind. „Die Behauptung, die von der Agrochemie-Industrie befördert wird, dass Pestizide zur Schaffung von Ernährungssicherheit nötig sind, ist nicht nur unzutreffend, sondern auch völlig irreführend. Im Prinzip gebe es ausreichend Nahrung, um die Welt zu ernähren, doch ungleiche Produktions- und Verteilungssysteme verhindern den Zugang der Bedürftigen zu Nahrung. Ironischerweisen seien gerade viele der von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen Subsistenzlandwirte, die selbst Lebensmittel anbauten. Der Bericht plädiert für ein international verbindliches Abkommen, das politische Maßnahmen zur weltweiten Reduzierung des Pestizideinsatzes anstößt, ein Rahmenwerk für ein Verbot hochgefährlicher Pestizide schafft und Hersteller haftbar macht. Elver will, dass Staaten nationale Aktionspläne entwickeln, die Anreize für Alternativen zur chemischen Unkraut- und Schädlingsbekämpfung setzen und verbindliche Reduktionsziele mit klaren Zeit- und Zielvorgaben vorsehen.

Vor allem fordert sie jedoch die Förderung der Agrarökologie: „Bemühungen, den Pestizideinsatz zu verbieten und angemessen zu regulieren, sind ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung, doch die effektivste und langfristige Methode, um zu verhindern, dass Menschen giftigen Chemikalien ausgesetzt sind, ist die Abkehr von der industriellen Landwirtschaft.“ Laut Elver sollten Staaten ihre Landwirte ermutigen, agrarökologische Praktiken anzuwenden, um die Biodiversität zu fördern und Schädlinge auf natürliche Weise zu unterdrücken. Dazu gehörten Maßnahmen wie Fruchtwechsel, die Förderung der Bodenfruchtbarkeit und die Verwendung von lokal angepassten Sorten. Für die ökologische Lebensmittelproduktion sollten mehr Anreize durch Subventionen sowie finanzielle und technische Unterstützung gesetzt werden. Agrarökologische Methoden, die statt Chemie auf Biologie setzen, liefern ausreichende Erträge, um die Weltbevölkerung ausgewogen zu ernähren, ohne das Recht künftiger Generationen auf angemessene Nahrung und Gesundheit zu untergraben, erklärte Elver. „Die Zeit ist reif für einen globalen Übergang hin zu einer sichereren und gesünderen Lebensmittel- und Agrarproduktion. (ab)

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