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09.02.2016 |

Frankreich verbietet Supermärkten das Wegwerfen von Lebensmitteln

Lebens
Tafel oder Tierfutter statt Tonne (Foto: USDA/flickr.com)

Frankreich hat der Lebensmittelverschwendung durch Supermärkte nun per Gesetz einen Riegel vorgeschoben. Supermärkte dürfen nun keine unverkauften Lebensmittel mehr wegwerfen, sondern müssen diese zum Beispiel an Tafeln spenden. Der französische Senat verabschiedete am Mittwoch einstimmig das Gesetz, das im letzten Jahr bereits von der Nationalversammlung abgesegnet worden war. Das Gesetz verbietet Supermärkten mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern, nicht verkaufte aber noch genießbare Lebensmittel wegzuwerfen oder zu zerstören. Stattdessen müssen die Märkte Spendenvereinbarungen mit Hilfsorganisationen oder Tafeln unterzeichnen. Verstöße sollen mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 75.000 Euro oder zwei Jahren Gefängnis geahndet werden. Nicht mehr für den Verzehr geeignete Lebensmittel sollen als Tierfutter oder in Biogasanlagen Verwendung finden, verarbeitet oder kompostiert werden. Lebensmittel, die optische Makel aufwiesen oder sich dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums näherten, waren bisher sogar von einigen Supermärkten mit Chlorbleiche übergossen worden, um Obdachlose am Durchsuchen der Müllcontainer zu hindern. Zahlreiche Organisationen und Engagierte im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung begrüßten das Gesetz. Jacques Bailet, Leiter von Banques Alimentaires, einem Netzwerk französischer Tafeln, sagte dem Guardian, das Gesetz sei „positiv und aus symbolischer Sicht sehr bedeutend“. Er ist zuversichtlich, dass die Tafeln aufgrund der von Supermärkten zu schließenden Vereinbarungen die Qualität und Vielfalt der Essensspenden erhöhen können. Mit dem Gesetz will Frankreich bis 2025 die Lebensmittelverschwendung halbieren, die das Land jedes Jahr bis zu 20 Milliarden Euro und einen durchschnittlichen Haushalt 400 Euro kostet – ganz zu schweigen von den verschwendeten Ressourcen, die für die Herstellung der Lebensmittel benötigt wurden. Bis zu 7,1 Millionen Tonnen Lebensmittel landen offiziellen Schätzungen zufolge in Frankreich jedes Jahr im Müll – nicht nur von Supermärkten, sondern auch in der Gastronomie und privaten Haushalten. Dazu kommen eine Unmenge an Agrarerzeugnissen, die es gar nicht erst in den Handel schaffen. Viele Organisationen und „Lebensmittelretter“ hoffen nun, dass andere EU-Mitgliedsstaaten dem Vorbild Frankreichs folgen und ähnliche Gesetze verabschieden werden. Doch aus Deutschland kam zunächst eine Abfuhr: „Die Bundesregierung plant so ein Verbot nicht“, zitierte ntv einen Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Die meisten Geschäfte in Deutschland gäben überflüssige Produkte ohnehin schon an Tafeln oder andere soziale Einrichtungen weiter. (ab)

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