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23.04.2015 |

Vorschusslorbeeren: Weißes Haus verleiht Preis an Väter des Goldenen Reis

Gold
Goldener und weißer Reis (Foto: IRRI Photos)

Die Erfinder des gentechnisch veränderten Golden Rice sind vom Weißen Haus mit dem „Patents for Humanity Award“ ausgezeichnet worden – zur Verärgerung zahlreicher Nichtregierungs- und Bauernorganisationen weltweit, die die Entscheidung als verspäteten Aprilscherz bezeichneten. Das dem Handelsministerium unterstellte Patentamt der Vereinigten Staaten (USPTO) verlieh den Preis an Professor Ingo Potrykus von der ETH Zürich und Professor Peter Beyer von der Universität Freiburg, die in den 1990er Jahren durch ihre Forschung die Grundlagen für den Gentechnik-Reis legten. Sie teilen sich die Auszeichnung mit Dr. Adrian Dubock, einst Mitarbeiter von Syngenta. Die Wissenschaftler verkauften das Patent an den Schweizer Agrarkonzern, der beteuert, im Falle einer Vermarktung des Reises von armen Bauern keine Gebühren zu verlangen. Der Reis wurde gentechnisch so verändert, dass er mehr Betacarotin produziert, welches im Körper in Vitamin A umgewandelt wird. Weltweit sterben jährlich 2-3 Millionen Kinder an den Folgen von Vitamin-A-Mangel, etwa 500.000 Kinder erblinden daran. Entwickelt wird der Reis vom Internationalen Reisforschungsinstitut (IRRI) auf den Philippinen, bisher jedoch mit dürftigem Erfolg: 2014 ruderte das IRRI zurück und kündigte an, dass noch mehr Forschung bis zur Marktreife nötig sei, da die Erträge deutlich niedriger ausfielen als bei von Bauern bereits verwendeten Reissorten. Mehr als 100 Millionen US-Dollar soll die Entwicklung bereits verschlungen haben. Die indische Umwelt- und Saatgutaktivistin Dr. Vandana Shiva wies darauf hin, dass der Goldene Reis in keinem Land der Welt getestet und zugelassen wurde: „Statt einen Preis einer Fiktion zu verleihen, sollte er an UNICEF und Regierungen gehen, die den Vitamin-A-Mangel durch die Verteilung von Vitamin A-Tabletten verringert haben. Er sollte an Frauen gehen, die Vitamin-A reiche Lebensmittel anbauen und kochen können, wenn sie das Saatgut und das Land für einen Garten hätten“, so Shiva. Während Befürworter den Gentechnik-Reis als effektives Mittel gegen Mangelernährung loben und Gegnern vorwerfen, ihr Widerstand sei für den Tod von Millionen Kindern verantwortlich, betonen zahlreiche Bauern-, Verbraucher- und Nichtregierungsorganisationen, Gentechnik-Reis sei der falsche Weg, um Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen. „Mikronährstoffmangel tritt meist bei Kindern aus armen Familien auf, die sich keine ausgewogene Ernährung leisten können. Golden Rice ist daher keine Lösung, stattdessen benötigen diese Menschen Zugang zu Ressourcen“, sagt kürzlich Dr. Chito Medina, der nationale Koordinator des bäuerlichen Saatgutnetzwerkes Masipag auf den Philippinen. Es gebe schon lange erfolgreiche und kostengünstige Programme zur Verteilung von Vitamin A-Tabletten. Langfristig sei jedoch die einzige Lösung der Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung. (ab)

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