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09.03.2015 | permalink
EU-Umweltbericht: Böden und Biodiversität am Limit - Ökolandbau als Chance

Ein gutes Leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen des Planeten für alle – von diesem Leitziel ist Europa trotz eines effizienteren Umgangs mit den natürlichen Ressourcen noch meilenweit entfernt. Dies beklagt der neue Zustandsbericht der Europäischen Umweltagentur. „Europa muss sich weiterhin einer Reihe andauernder und zunehmender ökologischer Herausforderungen stellen“, deren Bewältigung „grundlegende Veränderungen in Produktions- und Konsumsystemen erfordert“, lautet das nüchterne Fazit. Ein Hauptproblem ist der rasante Verlust der biologischen Vielfalt: 60% der geschützten Arten und 77% der Habitate wird ein „ungünstiger Erhaltungszustand“ bescheinigt. Europa wird sein Ziel verfehlen, den Biodiversitätsverlust bis 2020 noch aufzuhalten. Auch um die Böden ist es schlecht bestellt: Die Intensivierung der Landnutzung bedrohe die Bodenfunktionen. Mehr als 25% des EU-Gebiets sind von Bodenerosion durch Wasser betroffen - Bodenkontamination und Versiegelung halten laut Bericht an. Die Autoren glauben nicht, dass sich „Landnutzung und -bewirtschaftung und die damit einhergehenden ökologischen und sozioökonomischen Triebkräfte“ zum Positiven wenden werden, gerade da klare, verbindliche Ziele fehlen. Beim Wasser hat sich die Qualität zwar verbessert, doch die Nährstoffbelastung der Oberflächengewässer bereitet Sorgen: „Übermäßiger Nährstoffeintrag (Stickstoff und Phosphor) in aquatische Umgebungen führt zur Eutrophierung der Gewässer. Die Folge sind Veränderungen von Artenreichtum und Artenvielfalt, aber auch Algenblüte, sauerstoffarme Totzonen und die Auswaschung von Nitrat ins Grundwasser.“ Auch in puncto Klimawandel herrscht Alarmstufe Rot, denn er wird sich verschärfen und negativ auf Arten und Ökosysteme wirken. Einige Kulturpflanzen werden schwinden, landwirtschaftliche Erträge schrumpfen und der Wasserbedarf für Bewässerung gerade in Süd- und Westeuropa steigen. Landwirtschaft und Ernährung bieten aber auch Chancen: In der Gemeinsamen Agrarpolitik sei ein „ambitionierterer und langfristigerer Ansatz vonnöten, der sich mit der Ressourceneffizienz in der Landwirtschaft hinsichtlich Produktivität, Flächenverbrauch, Kohlenstoffbindung, Wassernutzung und Abhängigkeit von Mineral-düngern und Pestiziden befasst.“ Es benötige einen Übergang zu Anbausystemen, die wenig Input erfordern: „Eine Ausweitung des Ökolandbaus würde zu einem effizienteren Nährstoffmanagement, geringerem Pestizideinsatz und verringerten Auswirkungen der Landwirtschaft auf Umwelt und Biodiversität beitragen.“ Auch wenn der Biosektor in den letzten Jahren brummte, waren 2012 nur 5,7% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den 28 EU-Staaten „bio“. Von Spitzenreiter Österreich bis Schlusslicht Malta schwankt der Anteil der Ökofläche zwischen den einzelnen Ländern enorm. (ab)