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09.08.2016 |

Rechte indigener Völker haben Vorrang vor Interessen der Agrarindustrie

FIAN
Frauen der Guarani-Kaiowá in Brasilien (Foto: FIAN)

Hunger und Vertreibung sowie die systematische Verletzung ihrer Rechte ist für viele indigene Gemeinschaften weltweit an der Tagesordnung. Darauf macht die Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland anlässlich des Internationalen Tags der indigenen Völker am 9. August aufmerksam. Gerade in Lateinamerika werden individuelle und kollektive Rechte von Indigenen mit Füßen getreten – oft auch, da indigene Gruppen den Interessen der Agrarindustrie im Wege stehen, die es auf deren traditionelle Territorien abgesehen hat, um dort Sojafelder und Palmölplantagen anzulegen oder Viehzucht zu betreiben. „Die indigene Bevölkerung Lateinamerikas stirbt einen langsamen, aber sicheren sozialen und kulturellen Tod. Hierfür ist in erster Linie der fehlende Zugang zu ausreichenden Land-Ressourcen verantwortlich“, beklagt Almudena Abascal, Lateinamerika-Referentin von FIAN. Vielerorts sind indigene Territorien großen landwirtschaftlichen Nutzflächen gewichen. Für indigene Gemeinschaften bedeutet der Verlust ihres angestammtes Landes oft jedoch nicht nur die Vertreibung aus ihrem traditionellen Lebensraum, sondern beraubt sie häufig auch der Möglichkeit, sich selbst zu ernähren. Als Beispiel nennt FIAN den Kampf der Guarani-Kaiowá im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul, die nach und nach aus ihren traditionellen Gebieten vertrieben wurden, um Platz für die Landwirtschaft zu machen. Ohne ihr Land können die Kaiowá nicht mehr wie einst fischen, jagen, Wildfrüchte sammeln oder Ackerbau betreiben, um sich zu ernähren. Viele Guarani-Kaiowá hausen unter miserablen Bedingungen am Rande von Bundesstraßen, leiden unter Hunger oder Ernährungsunsicherheit. Allein im Jahr 2014 starben 55 Kinder an Unterernährung. Der Landverlust geht meist einher mit gewaltsamen Auseinandersetzungen bei Räumungen sowie systematischer Repression und Kriminalisierung indigener Völker. FIAN appelliert daher an die Staatengemeinschaft, ihren nationalen und internationalen Verpflichtungen nachzukommen und den Schutz indigener Völker zu garantieren. An feierlichen Bekenntnissen mangelt es nicht: Die von den UN-Staaten 2007 verabschiedete Erklärung über die Rechte indigener Völker enthält einen ausführlichen Katalog der besonderen Rechte indigener Gemeinschaften. Auf UN-Ebene steht der Tag der indigenen Völker dieses Jahr ganz im Zeichen des Themas Bildung. Denn Indigenen, insbesondere Kindern und Jugendlichen, bleibt der Zugang zu Bildung häufig verwehrt. Selbst wenn sie eine Schule besuchen können, ist der Erwerb von Bildung erschwert. „Sie müssen sich eine andere Sprache aneignen, ihre Identität verstecken. Ich glaube aber fest daran, dass wir unsere eigene Identität weiterhin bewahren und praktizieren müssen“, sagte die indigene, guatemaltekische Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú im Interview mit der österreichischen Tageszeitung Der Standard. (ab)

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