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10.11.2014 |

FAO-Konzept der Familienlandwirtschaft erntet Kritik

Soja
Laut FAO ein Familienbetrieb? (Foto: United Soybean Board)

Die Welternährungsorganisation FAO vermittelt ein geschöntes Bild der Lage von Kleinbauern und vernachlässigt den „wichtigsten Faktor, der die Fähigkeit von Kleinbauern beeinflusst, Nahrung zu produzieren: den fehlenden Zugang zu Land.“ Das ist das Fazit eines von Reuters publizierten Artikels, in dem die Nichtregierungsorganisation GRAIN das FAO-Konzept der Familienlandwirtschaft kritisiert. Die UN hat 2014 zum Jahr der Familienbetriebe erklärt und ein FAO-Bericht von Oktober widmet sich dem Thema: Demnach bewirtschaften Familienbetriebe 70-80% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und produzieren weltweit 80% der Lebensmittel. Eine umfassende Studie von GRAIN ergab jedoch kürzlich, dass Kleinbauern zwar die Welt ernähren, aber nur über 24% der Agrarflächen verfügen bzw. lediglich 17%, wenn China und Indien ausgeklammert werden. Verwirrung schaffe das FAO-Konzept der Familienlandwirtschaft, das Betriebe umfasse, die von einer Einzelperson oder Familie geleitet werden. Dies könne auch riesige industriell bewirtschaftete Sojaplantagen in Argentinien oder den USA umfassen. GRAIN zufolge verschleiert das Kriterium des Familienbesitzes „alle Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und Kämpfe, in die Kleinbauern und andere kleine Lebensmittelproduzenten weltweit verstrickt sind.“ Der FAO-Bericht selbst stellt fest, dass 1% aller Betriebe weltweit, die mehr als 50 Hektar bewirtschaften, rund 65% der landwirtschaftlichen Nutzfläche kontrollieren. Statt „Lippenbekenntnisse zugunsten der Familienlandwirtschaft“ müsse die FAO den Zugang zu Land für Kleinbauern verbessern. Denn diese Kleinstbetriebe verfügten zwar über immer weniger Land, sind aber oft sehr produktiv. Wären in Kenia alle Großbetriebe so ertragreich wie die kleinen Höfe, würde sich Kenias Agrarproduktion verdoppeln, so GRAIN. Auch der Themendienst Globe Spotting erachtet den Begriff Familienlandwirtschaft als „Trugbild“, da winzige Felder und riesige Monokulturen, „elende Subsistenzwirtschaft und profitable Agrarunternehmen“ in einem Topf landen: „Die Eigentumsform sagt wenig bis gar nichts über Betriebswirtschaft oder Kommerzialisierungsgrad aus, über eine Orientierung auf Ernährungs-sicherung, auf die Vermeidung von Pestiziden und Agrargiften, auf die Erhaltung tradierten Wissens oder kultureller Traditionen.“ Aufhorchen ließ auch die Ernennung des Ex-Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner zum Sonderbotschafter des UN-Jahres. In einem Interview hatte er die Notwendigkeit der Stärkung kleinbäuerlicher Strukturen infrage gestellt. „Kann es denn sinnvoll sein, in einen zwei, drei oder vier Hektar großen Betrieb zu investieren? Wer soll das tun? Den Fokus auf den Schutz kleinbäuerlicher Landwirtschaft zu richten ist nicht die Lösung“, sagte er Agrar-Europe.

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