Nachrichten

24.10.2013 |

BayernLB macht Schluss mit Spekulation auf Lebensmittel

Weizen
Keine Wetten mehr auf Wei- zenpreise (Foto: Landei_Kibo)

Die BayernLB steigt endgültig aus dem Geschäft mit Agrarrohstoff- Fonds aus und beendet so als letzte öffentliche Bank die Spekulation auf Lebensmittelpreise. Ein Banksprecher bestätigte diese Meldung der Nichtregierungsorganisation Oxfam. „Wir begrüßen den konsequenten Schritt der BayernLB. Nahrungsmittel sind kein Anlageobjekt, mit dem am Finanzmarkt spekuliert werden darf“, sagt David Hachfeld von Oxfam. Die BayernLB, eines der größten Kreditinstitute Deutschlands, hatte bereits 2012 beschlossen, Investmentsfonds mit Agrarrohstoffderivaten aus ihrem Portfolio zu nehmen. Über ihre Tochter BayernInvest Luxembourg verwaltete die BayernLB jedoch indirekt einen Rohstofffonds des Schweizer Finanzdienstleisters Vescore, der auf Preisentwicklungen bei Mais, Weizen, Soja, Kaffee oder Zucker spekulierte. In einer Email an Oxfam teilte die Bayern-LB nun mit, der Verwaltungsrat habe Ende Juli entschieden, auch auf konzernfremde Fonds zu verzichten. In den letzten Monaten waren viele Geldinstitute aus dem Geschäft mit Agrarrohstoffen ausgestiegen, darunter die LBBW, Deka, die Commerzbank und die Volkbanken. Lediglich die zwei privaten Branchenriesen Deutsche Bank und Allianz sträuben sich noch vehement dagegen. Es sei an der Zeit, dass die beiden Institute endlich erkennen, „dass man nicht mit Essen spielt und ihre Fonds mit Nahrungsmittelderivaten einstellen“, forderte Hachfeld.

21.10.2013 |

Tesco: Zwei Drittel der britischen Salatköpfe landen im Müll

Salat
Endstation Müll: 68% der Salate werden nie gegessen (Foto: Globalism Pictures)

In Großbritannien schaffen es 68% der Salatköpfe nicht vom Feld bis auf die Teller der Verbraucher. Das geht aus einem Bericht der britischen Supermarktkette Tesco hervor, der Verluste und Verschwendung in der Lebensmittelkette für die 25 am häufigsten verkauften Produkte unter die Lupe nahm. Erstmals veröffentlichte Tesco Zahlen dazu, wie viele Lebensmittel in seinen Supermärkten und Warenlagern im Müll enden: knapp 30.000 Tonnen im ersten Halbjahr 2013. Den größten Anteil in der Tesco-Tonne machen Backwaren aus. Daher will der Supermarktriese die Anzahl der in seinen Bäckereien ausliegenden Brote und Brötchen reduzieren. Da abgepackte Salate häufig bei den Verbrauchern im Müll landen – rund 35% der Ernte – sollen Angebote, wie drei Salatköpfe zum Preis von zweien, eingestellt werden. Von den geernteten Äpfeln werden 40% nicht gegessen: 11% verbleiben auf Feld oder Wiese, 3% gehen in Verarbeitung und Handel verloren und 27% enden im Hausmüll. Bei Weintrauben werden 24% der Produktion und bei Bananen 20% nicht verzehrt. Der Supermarktriese will daher bei frischem Obst und Gemüse kein Mindesthaltbarkeitsdatum mehr angeben und kleinere Packungen anbieten.

16.10.2013 |

Gewinner des Welternährungspreises: Monsanto und Syngenta

World Food Prize 2013
Die Preisträger des Welternährungspreises: Van Montagu, Chilton, Fraley (Foto: World Food Prize Foundation)

Der Welternährungspreis wird am 17. Oktober an drei Führungskräfte von Gentechnik-Konzernen verliehen. Die World Food Prize-Stiftung überreicht die prestigeträchtige Auszeichnung im US-Bundesstaat Iowa an Robert Fraley, Vizepräsident von Monsanto; Mary-Dell Chilton, Mitbegründerin des Schweizer Agrarriesen Syngenta sowie an den belgischen Molekularbiologen Marc Van Montagu. Die Begründung lautet, die drei Wissenschaftler hätten „wegweisende Forschung dazu geleistet, wie ein Pflanzenbakterium als Werkzeug dienen kann, um Gene aus einem anderen Organismus in Pflanzenzellen einzubauen.“ Ihre Forschung ermögliche es Bauern „Pflanzen mit höheren Erträgen, einer Resistenz gegen Insekten und Krankheiten und Toleranz gegenüber extremen Klimaschwankungen“ anzubauen. Die Stiftung, auf deren Sponsorenliste Monsanto und Syngenta aufgeführt sind, erntete bereits im Juni bei der Verkündung der Gewinner heftige Kritik. In einem offenen Brief protestierten 81 Preisträger des Alternativen Nobelpreises (Right Livelihood Awards) gegen dieses „falsche Signal für die Zukunft der Ernährungssicherheit und Landwirtschaft“. Die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva kritisierte: „Gentechnisch veränderte Organismen sind nicht nur unsicher, sondern sie zerstören die Artenvielfalt, erhöhen die Abhängigkeit der Bauern von Saatgut und Chemikalien und führen zum Auftreten von Super-Schädlingen und Super-Unkräutern.“ Auch Hans Herren, Träger des Alternativen Nobelpreises 2013 und des Welternährungspreises 1995 reagierte mit Unverständnis: „Der Welternährungspreis wird – normalerweise – an Personen vergeben, die die Menge an, die Qualität von und den Zugang zu Nahrungsmitteln erhöht haben. Erhöht haben – nicht irgendwann erhöhen werden.“

11.10.2013 |

Erntedank - Die Herren des Gedeihens

Mathias Greffrath
Mathias Greffrath

'Die Schnippel-Disco: für mich ist sie ein wunderbares Ritual des Erntedankes; und die Demonstrationen gegen die Massentierhaltung die Verkündigung eines reformierten Verhältnisses zum Essen, zur Landwirtschaft und zur Solidarität mit dem arbeitenden Nächsten,' schreibt Mathias Greffrath in seiner Erntedank-Predigt. Lesens- und hörenswert!

10.10.2013 |

Schief statt schön im Supermarkt: Chance für krummes Gemüse

Kartoffel
Neue Chance für krumme Kartoffeln im Supermarkt (Foto: Shivani Allgaier)

Die Supermarktkette Edeka will krummem Obst und Gemüse eine Chance geben: In den nächsten vier Wochen werden in einigen Testfilialen in den Verkaufsregionen Südbayern, Nordbayern-Sachsen-Thüringen, Rhein Ruhr und Nord auch dreibeinige Karotten, verwachsene Pflaumen, schiefe Gurken oder andere Produkte angeboten, die nicht der üblichen Schönheitsnorm des Handels entsprechen. Unter dem Motto „Keiner ist perfekt“ will die Kette testen, ob die Kunden bereit sind, auch „hässliches“ Gemüse zu kaufen und so der Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten. Rund 45% des weltweit angebauten Obsts und Gemüses geht nach Angaben der UN-Landwirtschaftsorganisation verloren, in Europa vor allem, da es den Kriterien des Handels und der Verbraucher nicht genügt. Einwandfreies Gemüse bleibt so auf den Feldern liegen oder wird an Tiere verfüttert. Auch der Rewe-Konzern hat in Österreich eine Testphase gestartet und sogenannte „Wunderlinge“ ins Sortiment aufgenommen - Äpfel, Karotten und Kartoffeln mit kleinen Schönheitsfehlern, die preiswerter verkauft werden. Wenn die Kunden positiv auf das Angebot reagieren, soll es auf Deutschland ausgeweitet werden.

08.10.2013 |

Offener Brief: CFS darf nicht vor Agrosprit-Lobby einknicken

Roundtable
Sitzung des Runden Tischs Biosprit und Ernährungssicher- heit am Montag in Rom (Foto: FAO/Giuseppe Carotenuto)

Das Komitee für Welternährung (CFS) darf nicht vor der Agrosprit- Lobby einknicken. Dies fordern über 80 zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch Save Our Seeds, in einem offenen Brief anlässlich der Sitzung vom 7.-11. Oktober in Rom, auf der das CFS Empfehlungen zum Thema 'Agrartreibstoffe und Ernährungssicherheit' verabschieden soll. Am Dienstagnachmittag ging ein Runder Tisch zu diesem Thema in die zweite Runde. „Dies ist für das CFS eine wichtige Gelegenheit , um auf überwältigende Beweise zu reagieren, die belegen, dass die künstlich erzeugte Nachfrage nach 'Bio'sprit das Recht auf Nahrung zu unterminieren droht, da Ernährungsunsicherheit und Land Grabbing verstärkt werden“, so der Brief. Der aktuelle Bericht der Hochrangigen Expertengruppe (HLPE) des CFS zu den Auswirkungen von Agrartreibstoffen auf die Ernährungssicherheit habe bestätigt, dass der 'Bio'spritboom zu steigenden und schwankenden Lebensmittelpreisen beigetragen und Land Grabbing angeheizt habe. Die Unterzeichner fordern das CFS daher auf, an die Regierungen zu appellieren, alle direkten und indirekten Subventionen und Beimischungsquoten abzuschaffen. Das CFS müsse die Konkurrenz zwischen Biosprit- und Nahrungsmittelproduktion explizit anerkennen, der Hungerbekämpfung Vorrang einräumen, die negativen Folgen für Kleinbauern und indigene Völker hervorheben und anerkennen, dass die Biospritpolitiken ihr eigentliches Ziel, die Reduzierung der Treibhausgasemissionen, verfehlen.

07.10.2013 |

Welternährung auf der Agenda: CFS tagt in Rom

CFS
Das CFS bei der Arbeit (Foto: FAO/ Alessia Pierdomenico)

Das Komitee für Welternährung (CFS) der UN-Landwirtschafts- organisation (FAO) hat am Montag in Rom seine 40. jährliche Sitzungswoche begonnen. Bis zum 11. Oktober werden Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen, der Zivilgesellschaft und des Privatsektors aktuelle Fragen zum Thema Welternährung diskutieren. Zwei runde Tische befassen sich mit den Auswirkungen von Agrartreibstoffen auf die Ernährungssicherheit sowie Investitionen in kleinbäuerliche Landwirtschaft, mit dem Ziel, Politikempfehlungen auszuarbeiten. Die Vertreter der Zivilgesellschaft nannten bereits einige relevante Punkte: Ausreichende öffentliche Investitionen, die eigenen Investitionen von Kleinbauern ergänzen und deren Produktionsmodelle und lokale Infrastruktur fördern. In einem Statement verweisen sie auf die zentrale Rolle agrarökologischer Anbauverfahren. Auf der CFS- Agenda stehen außerdem die Entwicklung von Prinzipien für verantwortliche Investitionen in die Landwirtschaft (rai), die negative soziale und ökologische Folgen vermeiden, sowie ein Aktionsplan zur Bekämpfung von Ernährungsunsicherheit in lang anhaltenden Krisen. Querschnittsthemen sind zudem die Hungerbekämpfung in der Post-2015-Agenda und die Frage, wie die Umsetzung der Entscheidungen des CFS überwacht werden soll. Heute diskutierten 30 Landwirtschaftsminister bei einem Treffen über steigende Lebensmittelpreise. Laut FAO-Direktor José Graziano da Silva sind die Preise gegenwärtig zwar stabiler, in den nächsten Jahren sei aber weiter mit Schwankungen zu rechnen. Er rief die Minister daher auf, wachsam zu bleiben und Anpassungsmaßnahmen zu ergriffen.

01.10.2013 |

FAO-Bericht: 842 Millionen Menschen chronisch unterernährt

Unterernährtes Mädchen in Niger
Unterernährtes Mädchen in Niger (Foto: ILRI/Stevie Mann)

Im Zeitraum 2011-2013 litten weltweit 842 Millionen Menschen an Unterernährung, wie aus einem heute in Rom veröffentlichten Bericht der Welternährungsorganisation (FAO) hervorgeht. Die Mehrheit der chronisch Hungernden lebt in ‚Entwicklungsländern‘, 295 Millionen davon in Südasien. In Subsahara-Afrika ist ihr Anteil an der Bevölkerung am höchsten, jeder Vierte ist betroffen. Im Vergleich zum letzten Jahrebericht ging die Zahl der Hungernden leicht zurück. Die FAO führt dies auf ein stetiges Wirtschaftswachstum in 'Entwicklungs- ländern', zunehmende öffentliche Investitionen und ein neu erwachtes Interesse des Privatsektors an der Landwirtschaft zurück. Auch Geldüberweisungen von Migranten in ihre Herkunftsländer hätten zur Reduzierung von Armut und besseren Ernährung beigetragen. Die Auswirkungen steigender Lebensmittelpreise beurteilt die FAO als geringer als zunächst gedacht. Das UN-Millenniumsziel (MDG), den Anteil der Hungernden bis 2015 zu halbieren, könnte dem Bericht zufolge knapp erreicht werden. Für den Referenzzeitraum 1990-1992 korrigierte die FAO die Zahl der Hungernden um 15 Millionen nach oben. Demnach sank der Anteil der Hungernden in 'Entwicklungs- ländern' von 23,6% auf 14,3%, mit 11,8% wäre das MDG1 erreicht. Außer Reichweite sei bei den aktuellen Fortschritten jedoch das ambitioniertere Ziel des Welthungergipfels 1996, die Zahl der Hungernden auf 498 Millionen zu halbieren. Die FAO verteidigt ihre 2012 überarbeitete Methode zur Bemessung des Hungers, die unter anderem einen bewegungsarmen Lebensstil zur Berechnung des Kalorienbedarfs zugrunde legte. Der Kritik, dass nur in die Statistik eingehe, wer über ein Jahr am Stück hungert, will der Bericht nun mit einer Reihe neuer Indikatoren begegnen, die die unterschiedlichen Dimensionen der Ernährungsunsicherheit betrachten.

27.09.2013 |

Alternativer Nobelpreis für Agrarexperte Hans Herren

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Herren wurde für seine Pionier- arbeit für eine nachhaltige Nahrungsversorgung geehrt (Foto: V. Gehrmann)

Der Schweizer Agrarexperte Hans Herren hat den Alternativen Nobelpreis „für seine wissenschaftliche Kompetenz und Pionierarbeit zur Förderung einer gesunden, sicheren und nachhaltigen globalen Nahrungsversorgung“ erhalten. Das verkündete die Jury der ‚Right Livelihood Awards‘ am Donnerstag in Stockholm: Herren habe gezeigt, dass wir das „Wissen und die Werkzeuge haben (...), um die Welt mit ökologischer Landwirtschaft zu ernähren“. Der Präsident von Biovision und des Millennium-Institutes in Washington ist ein führender Experte in der biologischen Schädlingsbekämpfung. In den 1980er gelang es ihm in Afrika mithilfe einer aus Südamerika importierten Schlupfwespe, eine Schmierlausplage zu bekämpfen, die das Grundnahrungsmittel Maniok bedrohte. Für diese Leistung, die wohl Millionen Menschen das Leben rettete, erhielt er 1995 den Welternährungspreis. Herren ist Mitautor und Ko-Vorsitzender des Weltagrarberichts und setzt sich seit dessen Veröffentlichung unermüdlich für seine Umsetzung ein. Der Schweizer sieht die aktuelle Auszeichnung als Bestätigung für seine Vision, dass auch 9 Milliarden Menschen mit ausreichend gesunder Nahrung versorgt werden können. Das sei jedoch nur möglich, „indem wir in kleinbäuerliche Strukturen und Familienbetriebe mit nachhaltigen und effizienten ökologischen Anbaumethoden investieren und wegkommen vom Paradigma der industriellen Landwirtschaft, welche die globalen Ressourcen übernutzt und die Biodiversität zerstört“, so der Preisträger.

27.09.2013 |

Weltklimarat verschärft Warnungen: Klimawandel menschengemacht

Drought
Der Landwirtschaft drohen häufigere und längere Hitze- wellen (Foto: Tom Woodward)

Schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel und häufigere Hitzewellen – davor warnte der Weltklimarat (IPCC) am Freitag in seiner Kurzfassung des 5. Weltklimaberichts, die in den letzten Tagen Satz für Satz von Wissenschaftlern und Regierungsvertretern in Stockholm abgesegnet wurde. Hauptverursacher der Erderwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist „extrem wahrscheinlich“ der Mensch. Die Konzentration von CO2, Methan und Lachgas in der Atmosphäre ist heute auf dem höchsten Niveau der letzten 800.000 Jahre. Die CO2- Konzentration ist seit Beginn der Industrialisierung um 40% gestiegen, hauptsächlich aufgrund von Emissionen aus fossilen Brennstoffen gefolgt von Landnutzungsänderungen. Der Bericht enthält düstere Zukunftsprognosen: Bis 2100 werden die Durchschnittstemperaturen je nach Szenario um 1,5 bis 4 Grad Celsius steigen – bei einem Anstieg von mehr als 2 Grad im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten rechnen Experten mit kaum beherrschbaren Umweltfolgen. Hitzewellen werden sehr wahrscheinlich öfter und länger auftreten. „Im Zuge der Erderwärmung werden die feuchteren Weltregionen mehr Regen und trockenere Regionen weniger Niederschläge verzeichnen, wobei es Ausnahmen geben wird“, sagte Thomas Stocker, Ko-Vorsitzender der für den Bericht zuständigen IPCC-Arbeitsgruppe 1. Die Forscher gehen zudem davon aus, dass der Meeresspiegel bestenfalls um 26, schlimmstenfalls um 82 Zentimeter steigen wird. Am Montag wird der vollständige Bericht veröffentlicht, im Frühjahr 2014 folgen der zweite Teil des 5. Sachstandsbericht zu „Auswirkungen und Anpassung an den Klimawandels“ sowie der dritte Teil zur Vermeidung von Emissionen und Politikmaßnahmen.

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