Nachrichten

09.09.2015 |

Kein Klonfleisch: EU-Parlament stimmt für umfassendes Klonverbot von Nutztieren

Dolly
Dolly - das Klonschaf (Foto: Gary Henderson/flickr)

Das EU-Parlament hat dem Klonen von Nutztieren eine klare Absage erteilt. Am Dienstag stimmte eine Mehrheit von 529 Abgeordneten gegen die Verwendung von geklonten Tieren und deren Nachkommen sowie von ihnen stammenden Produkten als Lebensmittel. Auch der Import von Klontieren in die EU sowie von Nahrungsmitteln von solchen Tieren soll untersagt werden. „Bis jetzt waren wir in der Lage, Reproduktionsmaterial aus Drittländern zu importieren. Wir lassen die Drecksarbeit andere machen und entziehen uns so der Verantwortung. Wir wollen ein umfassendes Verbot - nicht nur des Einsatzes von Klontechnik, sondern auch der Einfuhr von Reproduktionsmaterial, von Klontieren und deren Nachkommen“, betonte die Berichterstatterin für den Umweltausschuss, Renate Sommer. Der Gesetzesentwurf des Parlaments weitet das Verbot auf alle Nutztierarten aus, während der ursprüngliche Vorschlag der EU-Kommission sich nur auf Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde erstreckte. Eingeflossen in den Entwurf waren auch Bedenken angesichts der hohen Sterblichkeitsraten beim Klonen und danach. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte bereits 2008 festgestellt, dass „die Gesundheit und das Wohlergehen eines bedeutenden Anteils der Klone beeinträchtigt“ seien und Anomalien, Fehlgeburten oder schwere Geburten aufgrund der hohen Nachkommenszahl das Tierwohl gefährden. Die Technik habe zudem auch gut 20 Jahre nach Klonschaf Dolly nur eine geringe Erfolgsquote. „Wir müssen die Auswirkungen auf die Tiergesundheit berücksichtigen, aber auch die Konsequenzen für die menschliche Gesundheit“, so die Berichterstatterin des Agrarausschusses Giulia Moi. „Dieser Gesetzentwurf ist eine deutliches Signal an unsere Handelspartner, dass wir nicht bereit sind, unsere eigene Gesundheit, die Gesundheit unserer Familien und die der künftigen Generationen aufs Spiel setzen.“ Die ZEIT berichtete von Vorwürfen einiger Abgeordneter, die EU-Kommission habe ein befristetes Klonverbot befürwortet, um die USA in den Verhandlungen zum transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP nicht vor den Kopf zu stoßen. Dem widersprach EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis: „Die Verhandlungen zum TTIP-Vertrag haben keinen Einfluss auf die Gestalt der Abstimmung“, zitiert das Blatt. In den USA sind Lebensmittel von geklonten Tieren erlaubt. Die meisten deutschen Verbraucher lehnen den Verzehr von Lebensmitteln, die von Klontieren und deren Nachwuchs stammen, ab. Die EU-Abgeordneten wandelten den Richtlinien-Vorschlag zudem in eine für alle EU-Mitgliedsstaaten unmittelbar anzuwendende Verordnung um. Die beiden Berichterstatter des Parlaments werden nun mit dem Ministerrat über einen endgültigen Gesetzentwurf verhandeln, der dann von Rat und Parlament abgesegnet werden muss. (ab)

07.09.2015 |

EU verliert 970 Millionen Tonnen Boden im Jahr durch Wassererosion

Boden
Europa wird der Boden unter den Füßen weggeschwemmt (Foto: Alosh Bennett/flickr.com)

Etwa 970 Millionen Tonnen fruchtbarer Boden gehen in der EU jedes Jahr durch Erosion verloren – genug Erde, um die gesamte Stadt Berlin einen Meter anzuheben. Das zeigt eine neue Studie des wissenschaftlichen Dienstes der Europäischen Kommission. Im EU-Durchschnitt werden pro Hektar etwa 2,46 Tonnen Boden im Jahr durch Wassererosion weggeschwemmt, während lediglich 1,4 Tonnen jährlich neu entstehen können. Die Bildung von nur einem Zentimeter Boden kann bis zu 100 Jahre dauern. In Deutschland ist die Erosion im Vergleich zu anderen EU-Staaten laut der Studie etwas weniger übel: Rund 1,25 Tonnen Boden werden pro Hektar von Regenwasser abgetragen. Der Wert bezieht sich aber auf die gesamte Landesfläche – um die landwirtschaftlichen Flächen ist es mit einem Verlust von 1,75 Tonnen pro Hektar schlechter bestellt. Am anfälligsten für Erosion sind die Böden im Mittelmeerraum und den Alpen. Italien ist mit 8,46 Tonnen pro Hektar jährlich das Land, in dem die meiste Erde durch Wasser verloren geht. Doch auch Slowenien, Österreich und Malta verlieren mit mehr als 6 Tonnen pro Hektar stark an Boden. Den Forschern des Joint Research Centre (JRC) zufolge ist Finnland das Land mit der geringsten Wassererosion. Am stärksten betroffen sind die landwirtschaftlichen Nutzflächen der EU: Zwei Drittel (68,3%) der Erosion durch Wasser entfällt auf Ackerland, Dauerkulturen und Weiden, da diese Flächen häufig offen Wind und Wasser ausgesetzt sind, wenn nach der Aussaat oder Ernte eine schützende Pflanzendecke fehlt. Waldböden sind dagegen am besten gegen Erosion gewappnet. Der Bodenverlust ist jedoch aufhaltbar: „Politische Entscheidungsträger können Maßnahmen zur Erosionsbekämpfung fördern, indem sie Landbewirtschaftungsmethoden finanzieren wie eine geringere Bodenbearbeitung, das Minimieren von Zeiträumen ohne Bodenbedeckung, z.B. durch den Anbau von Zwischenfrüchten und das Belassen von Pflanzenresten an der Oberfläche, oder das Anlegen von Steinwällen und Grasstreifen“, schreiben die Forscher im Fachjournal Environmental Science & Policy. Ihre Prognosen für die Zukunft fallen gemischt aus: Bis 2050 könnte sich die Erosion verlangsamen, da wachsende Waldflächen den Boden halten. Die Ausweitung der Ackerflächen könnte das wiederum wettmachen. Ein anders Szenario sieht vor, dass infolge des Klimawandels starke Regenfälle in Europa häufiger auftreten und die Wassererosion daher bis 2050 um 10 bis 15 Prozent zunehmen könnte. (ab)

04.09.2015 |

Saatgutbank im ewigen Eis bewahrt 750 Kartoffelsorten aus den Anden

Kartoffel
Kartoffelvielfalt aus den Anden (Foto: Luigi Guarino/flickr)

Hunderte Kartoffelsorten aus den Anden werden nun für künftige Generationen in der Internationalen Saatgutbank von Spitzbergen bewahrt werden: Ende August haben Vertreter indigener Gemeinschaften aus Peru, Wissenschaftler und Repräsentanten der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO sowie der Regierung Norwegens 750 verschiedene Kartoffelsorten und wilde Verwandte der Knolle feierlich dem Saatgut-Bunker „Svalbard Global Seed Vault“ anvertraut – dem weltweit größten Hort der Kulturpflanzenvielfalt. „In ein paar Jahrzehnten müssen die Ernährungssysteme unseres Planeten weitere 2 Milliarden Menschen ernähren“, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva zur Einlagerung. „Mehr und nahrhaftere Lebensmittel zu produzieren wird sich aufgrund des Klimawandels schwieriger gestalten. Die Vielfalt landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, wie die der eingelagerten Saatkartoffeln, ist erforderlich, um diesen Herausforderungen zu begegnen und widerstandsfähigere Pflanzen zu entwickeln.“ Der unterirdische Bunker enthält 860.000 Samen von Nutzpflanzen aus der ganzen Welt. Damit die Keimfähigkeit erhalten bleibt, wird das Saatgut regelmäßig ausgetauscht. Die Kartoffel stammt aus Südamerika, wo Bauern unzählige Sorten unterschiedlicher Form und Farbe gezüchtet haben, von weiß bis dunkellila. Doch der Klimawandel und Krankheiten machen der Knolle zu schaffen, die für über eine Milliarde Menschen weltweit ein Grundnahrungsmittel ist. Da viele Sorten in den letzten Jahrzehnten verschwanden, haben sich zahlreiche Landwirte und Wissenschaftler in Lateinamerika zusammengetan, um die Kartoffelvielfalt zu bewahren. Das Internationale Kartoffelforschungszentrum CIP in Lima, das mit über 4000 verschiedenen essbaren Kartoffelsorten über die größte Genbank verfügt, arbeitet mit verschiedenen lokalen und regionalen Initiativen zusammen. Nahe der peruanischen Stadt Cusco engagieren sich indigene Gemeinschaften, Bauern und Nichtregierungsorganisationen im Kartoffelpark, dem Parque de la Papa, um den Anbau von traditionellen Kartoffelsorten zu fördern und das lokale Wissen am Leben zu halten. Damit diese Kartoffelvielfalt für künftige Generationen vor Naturereignissen oder menschgemachten Katastrophen geschützt wird, lagern sie nun bei Temperaturen von -18 Grad im Permafrost Spitzbergens. „Dieses Saatgut und die Bauern des Kartoffelparks, die Wegbereiter und Anführer für dessen Bewahrung, haben sich auf eine bemerkenswerte Reise begeben und sind über 11.000 Kilometer von den Bergen Perus bis nach Svalbard gereist“, betont Alejandro Argumedes von der NGO Association ANDES, der die Gemeinschaften aus den Anden im ewigen Eis vertrat. (ab)

02.09.2015 |

Globaler Getreideverbrauch: Immer mehr wandert in Tank und Futtertrog

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Tank, Teller oder Futtertrog? (Foto: Fleur Phillips/flickr.com)

Der Anteil des Getreides, das für industrielle Zwecke oder die Fleischproduktion statt für die menschliche Ernährung genutzt wird, nimmt 2015 stärker als die Nachfrage insgesamt zu. Das geht aus den aktuellen Prognosen des Internationalen Getreiderats (IGC) für das Wirtschaftsjahr 2015/16 hervor. Den weltweiten Gesamtverbrauch von Getreide ohne Reis schätzen die Experten auf 1,985 Milliarden Tonnen. Davon werden 872,4 Millionen Tonnen oder 44% als Futtermittel eingesetzt – ein Plus von 3,3% gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2013/2014. Als Lebensmittel finden lediglich 664 Millionen Tonnen Getreide Verwendung. Auch die Industrie hat ihre Position als Großabnehmer von Getreide gefestigt: Der Bericht prognostiziert für das laufende Jahr eine industrielle Nutzung von 326,8 Millionen Tonnen oder 16,5%. Das sind rund 3,2% mehr als im Wirtschaftsjahr 2013/2014 und ein höherer Anstieg als die Nachfrage nach Getreide insgesamt. Für die Produktion von Bioethanol veranschlagt der IGC rund 173 Millionen Tonnen Getreide, 114 Millionen Tonnen sollen zu Stärke oder Malz verarbeitet werden. Die Experten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklungen in den nächsten Jahren fortsetzen werden: Der Verbrauch von Getreide ohne Reis soll bis 2019 um jährlich ein Prozent zunehmen. Am stärksten wird die Nachfrage nach Getreide als Futtermittel anziehen. Die Nachfrage nach Fleisch und tierischen Produkten wird steigen, da viele Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern ihre Ernährung an den westlichen Lebensstil angleichen werden. Daher schätzt der Weltgetreiderat, dass der Bedarf an Futtermitteln schneller zunehmen wird die Nachfrage nach Lebensmitteln aufgrund des Bevölkerungswachstums. (ab)

31.08.2015 |

Bedrohte Böden: Studie warnt vor Humusschwund durch Klimawandel

Boden
Gesunder Boden (Foto: NRCS Soil Health/flickr.com)

Der Klimawandel könnte den Humusgehalt von Ackerböden verringern und so die landwirtschaftliche Produktion erheblich beeinträchtigen. Dafür haben Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) deutliche Anzeichen gefunden. Verantwortlich machen sie dafür unter anderem einen Ertragsstillstand: Schon seit den 90er-Jahren stagnieren die Erträge wichtiger Kulturpflanzen in Europa, wenn auch auf hohem Niveau. Bei den drei wichtigsten Getreidesorten Weizen, Gerste und Mais sei in Mittel- und Nordeuropa seit 20 Jahren kein wesentliches Ertragsplus zu verzeichnen. Dadurch nimmt auch der Eintrag organischer Substanz in den Boden ab, was sich auf die Humusvorräte der Böden auswirkt, schreiben die Forscher um Dr. Martin Wiesmeier vom Lehrstuhl für Bodenkunde im Fachjournal Science of the Total Environment. Da steigende Temperaturen einen verstärkten Humusabbau bewirkten, gleichzeitig aber die Nachlieferung organischer Substanz stocke, sei langfristig ein Humusschwund zu erwarten. „Entwickelt sich das so weiter, dann könnte das die Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherkapazität negativ beeinflussen, was letztendlich zu schlechteren Ernten führen könnte – ein Teufelskreis“, warnt Wiesmeier. Für die Studie wertete er bis in die 60er-Jahre zurückreichende EU-Erntestatistiken der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO aus. Ursache für die stagnierenden Erträge könnte zum einen die gemeinsame EU-Agrarpolitik sein, die den Forschern zufolge in den 90er-Jahren unter neue Vorzeichen gestellt wurde, wodurch Leguminosen seltener in der Fruchtfolge eingesetzt und weniger Düngemittel angewendet wurden. Da die Viehbestände in Europa seit den 80er-Jahren zurückgingen, sei auch die Ausbringung von organischem Dünger, einer wichtigen Quelle für organische Substanz, rückläufig. Ausschlaggebend seien jedoch vor allem klimatische Veränderungen durch den Klimawandel, wie die Verschiebung der Vegetationsperioden, häufigere Dürrephasen und zu hohe Temperaturen für ein optimales Pflanzenwachstum. Andere Studien hatten bislang eine Zunahme des Humusvorrates infolge des Klimawandels vorausgesagt. Um dem Humusschwund entgegenzuwirken, sollten den Humusaufbau fördernde Praktiken laut den Wissenschaftlern der TUM deutlich häufiger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. „Hierzu zählen die Diversifizierung der Fruchtfolge, die Gründüngung und Winterbegrünung zur Erosionsminderung, eine optimierte Bodenbearbeitung, der ökologische Landbau, die Agroforstwirtschaft sowie das Belassen von Ernterückständen auf den Feldern“ erklärt der Mitautor der Studie Dr. Rico Hübner. (ab)

27.08.2015 |

Syngenta erhält Patent auf konventionell gezüchtete Tomate

Tom
Wem gehört die Tomate? (Foto: Normanack/flickr.com)

Der Schweizer Agrarchemiekonzern Syngenta hat ein neues Patent auf eine Tomate aus klassischer Züchtung erhalten. Das Europäische Patentamt (EPA) erteilte das Patent auf eine Tomate, die besonders viele Flavonole enthält - sekundäre Pflanzenstoffe, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird und die Krebs vorbeugen sollen. Das Patent EP1515600 erstreckt sich auf die Pflanzen, das Saatgut und die Tomatenfrüchte und wurde unter der sperrigen Bezeichnung „Flavonolexprimierende domestizierte Tomate und Herstellungsverfahren“ am 12. August im Europäischen Patentblatt veröffentlicht. Die Tomate stammt aus einer Kreuzung wilder Tomaten mit bereits gezüchteten Sorten und ist somit nicht gentechnisch verändert. Damit verstößt das Patent eigentlich gegen europäische Patentgesetze, die Patente auf Pflanzensorten ebenso wie auf klassische Züchtungsverfahren untersagen. Im März hatte die Große Beschwerdekammer des EPA jedoch entschieden, dass Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere weiterhin zulässig sind. Die internationale Keine Patente auf Saatgut!, die von mehreren Hundert Organisationen unterstützt wird, reagierte empört auf die neuerliche Erteilung eines Patents auf konventionelle Züchtung. „Mit der Erteilung dieser Patente ignoriert das EPA die Interessen der Allgemeinheit und bedient stattdessen die eigene Klientel. Wenn diese Entwicklung nicht schnell gestoppt wird, geraten wir alle in die Abhängigkeit großer Konzerne wie Monsanto, Syngenta und Dupont, die dann immer mehr Patente auf unsere Nahrungspflanzen anmelden“, kommentierte Christoph Then für Keine Patente auf Saatgut! die Entscheidung. Das Patentamt erzielt seine Einnahmen aus der Erteilung von Patenten. Die Koalition fordert von der Bundesregierung ein entschlossenes Einschreiten gegen diese Praxis des Patentamtes, in dessen Verwaltungsrat Deutschland durch das Justizministerium vertreten wird. Durch eine gemeinsame Initiative mit anderen Regierungen könnte die Erteilung weiterer Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen verhindert werden. „Andernfalls kommt es Schritt für Schritt zum Ausverkauf unserer Nahrungsgrundlagen,“ warnt Keine Patente auf Saatgut!. (ab)

25.08.2015 |

Monsanto legt neues Übernahmeangebot für Syngenta vor

Mais
Monsantos neue Offerte (Foto: World Bank Photo Collection)

Der US-Saatgutriese Monsanto hat ein neues Angebot für die Übernahme des Schweizer Agrarchemiekonzerns Syngenta vorgelegt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine mit den Unternehmensangelegenheiten vertraute Quelle. Demnach soll Monsanto nachgebessert und sein Angebot auf 470 Franken (434 Euro) je Aktie von bisher 449 Franken erhöht haben. Mit der Offerte über rund 40 Milliarden Euro soll Syngenta an den Verhandlungstisch gelockt werden. Beide Konzerne hüllen sich bisher zu den Medienberichten in Schweigen. Syngenta hat zuletzt Monsantos Übernahmeangebot vom Mai eine Absage erteilt, da es zu niedrig sei, die Aktionäre von Syngenta benachteilige und die Fusion an wettbewerbsrechtlichen Hürden zu scheitern drohe. Bereits Ende Juni hatte Syngentas Verwaltungsrats-Präsident Michel Demaré erklärt, Monsanto habe bezüglich kartellrechtlicher Bedenken eine „allzu simplifizierende” Einstellung. Die Überprüfungen könnten sich Monate oder gar Jahre hinziehen, nicht nur in den USA und Europa, sondern auch in China, Brasilien oder Russland. Aber auch Nichtregierungs- und Bauernorganisationen warnen vor einer Übernahme des Weltmarktführers im Bereich Agrochemie durch die Nummer Eins im Bereich Saatgut. Sie befürchten eine weitere Machtkonzentration im Saatgutmarkt. Syngenta selbst erklärte gegenüber Reuters Anfang August, durch die Verschmelzung der beiden Unternehmen entstünde „ein landwirtschaftliches Monster mit mehr als 50% Marktanteil bei Saatgut und Pflanzenschutz in einigen Ländern, einschließlich Brasiliens“. Roger Johnson, Präsident des US-Bauernverbands National Farmers Union, ließ verlauten, der Verband werde sich vehement gegen eine Fusion stellen: „Das würde den Wettbewerb in dem ohnehin bereits hochkonzentrierten Markt weiter verringern.“ (ab)

17.08.2015 |

Studie: 80% der EU-Lebensmittelverschwendung wäre vermeidbar

Tonne
Zu viel Essen landet in der Tonne (Foto: USDA/flickr.com)

Jedes Jahr verschwenden die Verbraucher in der EU 47 Millionen Tonnen Lebensmittel. Gut 80% dieser Abfälle wären vermeidbar, besagt eine neue Studie des wissenschaftlichen Dienstes (JRC) der EU-Kommission. Jeder EU-Bürger verschwendet demnach im Schnitt 123 Kilo jährlich – rund 16% aller Lebensmittel, die es immerhin vom Acker bis zum Verbraucher schaffen. Vermeidbare Abfälle machen mit 97 kg pro Kopf den Löwenanteil aus. Da die Datengrundlage nicht für alle EU-Länder gleich gut ist, nennen die Forscher eine Spanne: Selbst wenn die Menge an vermeidbaren Lebensmittelabfällen mit 45 kg pro Person konservativ geschätzt wird, entspricht sie einem Apfel täglich. Werden die düsteren Szenarien einiger Mitgliedsstaaten auf die gesamte EU hochgerechnet, landen 153 Kilo pro Person und Jahr im Müll, was mit 420g pro Tag einem kleinen Laib Brot entspräche. Die Studie stützt sich auf Daten aus sechs EU-Ländern: die Niederlande, das Vereinigte Königreich, Dänemark, Finnland, Deutschland und Rumänien. Die Briten sind die schlimmsten Verschwender, während in Rumänien die geringste Menge Lebensmittel in der Tonne landet. „Theoretisch könnten die Verbraucher in der EU die Lebensmittelverschwendung auf Null reduzieren“, schreiben die Forscher des JRC. „Das würde nicht nur den Verbrauchern viel Geld ersparen, sondern auch den lokalen Behörden, die für die Müllabfuhr und -aufbereitung bezahlen müssen.“ Der Studie zufolge würde ohne Verschwendung von Lebensmitteln auch der Verlust großer Mengen Wasser und Nitrat vermieden werden. Das blaue Wasser (Oberflächen- und Grundwasser), das mit den 47 Millionen Tonnen vergeblich produzierter Lebensmittel einhergeht, beläuft sich auf 27 Liter pro Kopf und Tag. Das ist etwas mehr als der städtische Wasserverbrauch der EU. Der Fußabdruck bei grünem Wasser (Regenwasser) beträgt 294 Liter pro Person und Tag – fast soviel, wie alle Feldfrüchte in ganz Spanien verschlingen. An Stickstoff werden den Ergebnissen zufolge im Schnitt 0,68 kg pro Kopf und Jahr unnötig verbraucht. Je nach Art der Lebensmittel schwankt auch der Wegwerffaktor: Gemüse, Obst und Getreideerzeugnisse enden am häufigsten im Müll, da sie nur begrenzt haltbar sind und oft in zu großen Mengen gekauft werden, da sie etwa im Vergleich zu Fleisch billig sind. Jedoch sind die Folgen für die Umwelt bei Fleisch weitaus größer: „Die Fleischproduktion verbraucht mehr Ressourcen, daher hat selbst eine kleine Menge Abfall eine große Wirkung was den Ressourcenverbrauch betrifft”, erklärt Hauptautor Dr. Davy Vanham. Fleisch verbraucht am meisten Wasser und Nitrat, gefolgt von Getreide. (ab)

13.08.2015 |

Erschöpfte Erde: Ressourcen für 2015 schon am 13.8. verbraucht

Erde
Erschöpfte Erdressourcen (Foto: JD Hancock/flickr.com)

Am 13. August ist dieses Jahr „Earth Overshoot Day“ - der Tag, an dem die Menschheit die für 2015 zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht hat und die Erde stärker belastet, als sie sich regenerieren kann. Den „Erdüberlastungstag“ berechnet die internationale Nachhaltigkeitsorganisation Global Footprint Network aus den USA jährlich neu. Während die Erde im Jahr 2000 am 1. Oktober die Belastungsgrenze erreichte, sind die Ressourcen dieses Jahr so früh erschöpft wie noch nie – 7 Tage früher als 2014. Die Berechnungen berücksichtigen den Bedarf an Acker-, Weide- und Bauflächen, die Entnahme von Holz, Fasern oder Fisch, aber auch den Ausstoß von CO2 oder die Müllproduktion. Die dabei anfallenden „Schulden“ dieser ökologischen Kontoüberziehung zeigen sich immer deutlicher in Form von Entwaldung, Dürren, Süßwassermangel, Bodenerosion, Artensterben und der Akkumulation von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Laut dem Global Footprint Network beanspruchte die Menschheit Anfang der 60er Jahre nur drei Viertel der Kapazitäten der Erde, während die heutige Lebens- und Wirtschaftsweise rein rechnerisch 1,6 Erden „verbraucht“ - auf Kosten künftiger Generationen. Würden alle Länder so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar 2,6 Planeten notwendig. Die USA gehen noch verschwenderischer mit ihren Ressourcen um und leben bereits seit dem 14. Juli 2015 „auf Pump“. Der derzeitige ökologische Fußabdruck eines Inders hingegen verbraucht nur die Hälfte der jährlich nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde. Über die Hälfte des globalen Fußabdruckes macht der „Carbon Footprint“ aus, also der CO2-Ausstoß, der beim Verbrennen von fossiler Energie anfällt. „Allein der Ausstoß an Kohlendioxid hat sich seit 1970, dem Jahr, als die Erde zum ersten Mal ein ökologisches Defizit zu verzeichnen hatte, mehr als verdoppelt“, warnt Mathis Wackernagel, Präsident des Global Footprint Network. Der CO2-Ausstoß sei zudem eng mit den anderen Komponenten des Fußabdruckes verknüpft, zum Beispiel produktive Landflächen wie Felder, Wälder oder Wiesen. Da immer mehr Fläche für die Lebensmittel- und Holzproduktion genutzt werde, stehe weniger Fläche zur Absorption von CO2 bereit. Doch dem Ressourcenraubbau kann Einhalt geboten werden: Würde der weltweite CO2-Ausstoß bis 2030 gemäß dem vom Weltklimarat vorgeschlagenen Szenario um mindestens 30% gesenkt, fiele der Earth Overshoot Day im Jahr 2030 auf den 16. September. Machen wir aber weiter wie bisher, wären die Ressourcen des Planeten schon am 28. Juni erschöpft und wir bräuchten zwei Erden. (ab)

10.08.2015 |

FAO: Globale Lebensmittelpreise erreichen Sechsjahrestief

Getreide
Sinkende Lebensmittelspreise (Foto: SnoShuu/flickr.com)

Die weltweiten Lebensmittelpreise sind im Juli auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren gefallen. Das teilte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am Donnerstag mit. Demnach sank der Lebensmittelpreisindex im Juli im Schnitt auf 164,6 Punkte, ein Rückgang um 1,7 Punkte oder ein Prozent im Vergleich zum Vormonat und um satte 40% gegenüber Juli 2014. Damit befindet sich der Index auf dem niedrigsten Stand seit September 2009. Der Index notiert Preise auf internationalen Märkten für fünf bedeutende Warengruppen: Getreide, Fleisch, Milchprodukte, Pflanzenöle und Zucker. Die Analysten führen die Rückgänge auf niedrige Preisen für Milchprodukte und bei Pflanzenölen zurück. Der Milchpreisindex fiel um 7,2% gegenüber Juni, vor allem aufgrund einer schwächeren Importnachfrage aus China, dem Nahen Osten und Nordafrika sowie einer höheren Milchproduktion in der EU. Die Pflanzenölpreise sanken um 5,5% gegenüber dem Vormonat und erreichen im Juli ebenfalls den niedrigsten Wert seit sechs Jahren. Verantwortlich waren der FAO zufolge vor allem Marktentwicklungen bei Palm- und Sojaöl, wie eine gesteigerte Produktion in Südostasien. Auch die anhaltend schwachen Rohölpreise beeinflussten die Pflanzenölpreise. Die Fleischpreise für Rind, Schwein und Geflügel notierten weiterhin stabil. Der Tiefstand des Lebensmittelpreisindex insgesamt verbirgt, dass die Getreidepreise im Juli um 2% leicht anzogen. Damit verzeichnet der FAO-Getreidepreisindex mit 166,5 Punkten jedoch um 10% niedrige Preise als im Juli 2014. Den aktuellen Preisanstieg führt die FAO auf schlechte Witterungsbedingungen für Mais und Weizen in Nordamerika und Europa zurück, wodurch die Preise anzogen. Während der Lebensmittelpreiskrise war der Getreideindex auf Werte von 260 Punkten im März 2008 und im September 2012 erneut auf Spitzenwerte von 255 Punkten geklettert. (ab)

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