
Die Europäische Kommission hat am Mittwoch einen Bericht zur Nachhaltigkeit der in der EU verbrauchten Agrartreibstoffe veröffentlicht. Nichtregierungsorganisationen reagierten enttäuscht auf die Bilanz zu den sozialen und ökologischen Auswirkungen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie und bezeichneten das Papier als Schönfärberei. „Die Europäische Kommission steckt den Kopf in den Sand. Der Bericht schlussfolgert, es sei unklar, ob die Nachfrage nach Agrartreibstoffen in der EU zur Verletzung von Landnutzungsrechten beitrage und spielt Auswirkungen auf die Nahrungsmittelpreise herunter“, kritisiert Marc-Olivier Herman von der Hilfsorganisation Oxfam. Die Kommission sieht den Beitrag der EU-Biokraftstoffpolitik zum Anstieg der Lebensmittelpreise 2008 und 2011 als minimal an. Je nach Rohstoff habe die erhöhte Nachfrage lediglich zu einem Anstieg von 1-4% beigetragen, die Preisexplosion sei vor allem auf niedrigere Ernten und die stärkere Nachfrage nach Fleisch zurückzuführen. Die Biospritproduktion der EU habe 2010 etwa 2,2 Millionen Hektar zusätzliche Flächen erfordert im Vergleich zu 2000. Bei Landdeals mit bedenklichen sozioökonomischen Auswirkungen besteht laut Kommission aber nur bei 50.000 bis 160.000 Hektar eine Verbindung zum europäischen Markt. Die Organisation ActionAid kritisierte, die Angaben unterschätzen das Ausmaß des Land Grabbing im Zusammenhang mit dem europäischen Bedarf. Einem Bericht von ActionAid zufolge haben europäische Unternehmen in Afrika von 2009 bis 2013 rund 6 Millionen Hektar Land unter ihre Kontrolle gebracht, um die hohe Nachfrage der EU nach Agrartreibstoffen zu bedienen – mit verheerenden Folgen für die Kleinbauern vor Ort.