Über uns

im Jahre 2003 initiierten die Weltbank und die Vereinten Nationen einen in dieser Form bis heute einmaligen internationalen wissenschaftlichen Verständigungsprozess, der als Weltagrarbericht bekannt wurde und mit vollem Namen International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development (IAASTD) heißt. Über 400 Expertinnen und Experten aller Kontinente und Fachrichtungen arbeiteten fünf Jahre lang nach beispielhaften Regeln intensiv daran, gemeinsam die Frage zu beantworten:

Wie können wir durch die Schaffung, Verbreitung und Nutzung von landwirtschaftlichem Wissen, Forschung und Technologie Hunger und Armut verringern, ländliche Existenzen verbessern und gerechte, ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung fördern?

„Weiter wie bisher ist keine Option” lautete die Überschrift der Antwort, die im April 2008 von 58 Regierungen in Johannesburg verabschiedet wurde. Auf über 2500 Seiten hatten die Wissenschaftler*innen und Expert*innen eine enorme Vielzahl von detaillierten Antworten zusammengetragen, auf die sie sich in dem fünfjährigen Prozess einigen konnten; aber auch Meinungsverschiedenheiten festgehalten wo sie sich nicht einigen konnten. Der Titel des Berichtes selbst lautet „Landwirtschaft am Scheideweg“: Wir müssen radikal umdenken und umsteuern, wenn wir den enormen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht werden wollen. Mit den Methoden der vergangenen Jahrzehnte sind sie nicht zu bewältigen.

Nachdem dieser Bericht verabschiedet und 2009 publiziert worden war, wollten einige der beteiligten Institutionen ihn möglichst schnell in der Schublade verschwinden zu lassen. Denn er bricht mit den Dogmen der chemischen und industriellen Landwirtschaft die die sogenannte „Grüne Revolution“ des vergangenen Jahrhunderts prägten.

Auf dieser Seite dokumentieren wir die Ergebnisse des Weltagrarberichtes und seiner regionalen Berichte im Original zum Download und als durchsuchbare Online-Publikation. Diese Dokumentation und Nutzbarmachung wurde im Laufe der Jahre von einer Vielzahl von Agrar-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen unterstützt.

Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft, deren Berliner Büroleiter als Vertreter der europäischen und nordamerikanischen Nichtregierungsorganisationen dem Aufsichtsrat des Weltagrarberichts angehörte, bietet auf dieser Webseite unter dem Titel Wege aus der Hungerkrise zudem eine Zusammenfassung der aus ihrer Sicht wichtigsten Ergebnisse und bemüht sich um eine Aktualisierung von Daten, Fakten und Publikationen.

Im Jahr 2019 hat sie zudem gemeinsam mit einem der Ko-Präsidenten des Weltagrarberichts, Hans Herren, unter dem Titel „transformation of our food systems – the making of a paradigm shift“ ein Buch herausgegeben, in dem 20 Autorinnen und Autoren des ursprünglichen Berichts eine Zwischenbilanz der Wirkung, aber auch der organisierten Verleugnung der Einsichten des Weltagrarberichts ziehen.

Der Bericht war in den vergangenen Jahren ein wichtiger Orientierungspunkt und eine Quelle der Inspiration für eine im weitesten Sinne agrarökologische Reformbewegung landwirtschaftlicher Praxis und Politik. Er bleibt mit den meisten seiner Aussagen bis heute aktuell.

Für die Zukunftsstiftung Landwirtschaft war er nicht zuletzt der Ausgangspunkt für die Entwicklung und Bestellung eines Weltackers, der auf 2000 Quadratmetern den Stand und die Herausforderungen der globalen Landwirtschaft sinnlich erfahrbar macht. Dieses „Miniaturmodell“ hat mittlerweile an über 30 Orten in zehn Ländern Schule gemacht.  

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