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23.08.2016 | permalink
Adios Monsanto: Gentechnik-Saatgutfabrik in Argentinien gestoppt
Zu viel Widerstand, zu geringe Profitaussichten: Der US-Agrarriese Monsanto hat den Bau einer Fabrik für gentechnisch verändertes Maissaatgut in der argentinischen Provinz Córdoba scheinbar aufgegeben. Wie argentinischen Medien Anfang August berichteten, wurden Bauteile und Maschinen bereits vom Gelände in der Kleinstadt Malvinas Argentinas abgezogen. Seit September 2013 hatten Aktivisten die Zufahrtswege zu dem Gelände blockiert, um den Bau der Anlage zu verhindern. Eine offizielle Stellungnahme von Monsanto zu den Abzugsplänen steht noch aus, doch ein nicht namentlich genannter Monsanto-Mitarbeiter bestätigte gegenüber der Zeitung iProfesional den Rückzug. Als Grund führte er wirtschaftliche Motive mit Blick auf aktuelle Anbauentwicklungen in der argentinischen Landwirtschaft an. „Die Anlage war darauf ausgerichtet, Saatgut im Umfang von 3,5 Millionen Hektar Mais aufzubereiten, im letzten Jahr wurden aber kaum mehr als 2,5 Millionen angebaut. Eine derartige Investition ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll.“ Monsanto könne die Nachfrage auch mit dem bereits bestehenden Werk in Rojas in der Provinz Buenos Aires bedienen. „Wie die Dinge momentan stehen, reicht dieses Werk allein vermutlich für die nächsten fünf Jahre aus“, zitierte iProfesional den Mitarbeiter. Dieser räumte auch ein, dass der jahrelange Widerstand von Bewohnern und Umweltschützern, durch den das Bauvorhaben zum Erliegen gekommen war, da notwendige Materialien fehlten, ebenfalls zum Investitionsstopp beigetragen hatte. Trotz Räumungsversuchen hatten die Aktivisten vor dem Grundstück gecampt. Im Januar 2014 verfügte ein Gericht der Provinz Córdoba dann einen Baustopp, da keine ausreichende Umweltverträglichkeitsstudie für die Anlage vorlag und keine öffentliche Anhörung stattgefunden hatte. „Die Gerechtigkeit hat gesiegt. Das Unternehmen hätte schon längst diese Entscheidung zu gehen treffen sollen“, erklärte Vanesa Sartori von der Protestvereinigung Asamblea Malvinas Lucha por la Vida. „Wir werden jedoch weiter wachsam sein und aus der Nähe beobachten, wie der Ausgang dieser Geschichte sein wird bis Monsanto die letzte Schraube vom Gelände entfernt hat und endgültig verschwunden ist“, kündigte Sartori an. Auch Sofia Gatica, die federführend an dem Protest beteiligt war, zeigte sich erleichtert. „Seit drei Jahren sind wir hier, morgens, nachmittags, abends, uns war kalt und wir hatten Hunger, es gab kein Licht und keine Toiletten. Wir haben hier unzählige Menschen aus allen Himmelsrichtungen im Camp versammelt. Ehen sind daran zerbrochen, da unsere Ehepartner uns vor die Wahl stellten: entweder Monsanto oder ich.“ Doch die Gentechnik-Gegner harrten aus. Sogar Kinder seien im Protestcamp zur Welt gekommen. Nun scheint Monsanto also Malvinas den Rücken zu kehren. „Wenn sich der Widerstand von unten regt, bringt das die oben zu Fall. Die Bevölkerung hat es hier geschafft“, sagte Sofía Gatica dem lokalen Nachrichtensender CBA24n. (ab)